#12 Mehr Arsch weniger Hose - über wie Klartext reden, der den Unterschied macht
Shownotes
An seinem 1.Leben als Journalist und Reporter lässt uns Markus mit unterhaltsamen Anekdoten immer wieder teilhaben. Für sein 2.Leben als Redenschreiber für Politiker und Wirtschaftsbosse der ersten Reihe hat er die Seiten gewechselt zu denjenigen, die etwas zu sagen haben.
Warum dieser Seitenwechsel? Als Politikchef der Süddeutschen Zeitung gefeuert - selbstverschuldet, wie er herrlich offen reflektiert - ist Markus Pressesprecher beim DGB Deutschen Gewerkschaftsbund und begleitet Peer Steinbrück bei seiner Kanzlerkandidatur als Chef-Reden-Schreiber, bevor er sich selbstständig macht.
Über seine Sehnsucht nach Ehrlichkeit, wie Klartext reden, schreiben und wirken geht und welcher Chef grandios war, darüber reden wir und noch einiges mehr:
- was Markus bis heute bereut
- warum er als Pressesprecher faul wurde
- wie das ist, sich als Krone der Schöpfung zu fühlen
- loyal der Gesellschaft gegenüber statt des Chefs, geht das
- über die SPD als Arbeitgeber reden wir nicht
- wann eine Rede schreiben gar nicht schief gehen kann
- über seine bösen Briefe an Chefs
- Wert der Sprache, gibt's den noch
- warum es bei Reden nicht um Fakten geht
- was die Funktion einer Rede sein sollte (um nicht die Lebenszeit anderer zu verschwenden)
- wann ein externer Redenschreiber wirklich zum Einsatz kommt
- je verrückter und origineller, umso erfolgreicher
- wann Markus basta sagt oder weiblich wird
- was ihn an Frauen rasend macht und ob die KI da hilft
- welche Frage Markus traurig macht
Markus Schreibtipps: Kurze Sätze helfen, pro Satz eine Information, vorm Schreiben immer nachdenken, habe ich überhaupt etwas zu sagen. und: bereichere ich andere Menschen damit? Schreiben ist nicht Ego, sondern ein Dienst an anderen Menschen, einen Unterschied machen zu wollen - deshalb könnten Markus Seminare wohl auch immer 'Arsch in der Hose zeigen' heissen!
Für alle, die mit Markus das Gespräch suchen wollen hier geht's zu seinem Linkedin Profil
Wir freuen wir uns auf Dein Kommentar, Lob, Kritik und Ideen auf Facebook oder Instagram oder Linkedin oder direkt an: nicola@wies-doch-geht.de
Namedropping dieser Folge:
Süddeutsche Zeitung, DGB Deutscher Gewerkschaftsbund, Andrea Nahles, Peer Steinbrück, SPD, Die Grünen, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, FAZ, Die Zeit, Bild Zeitung
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo Markus.
00:00:02: Hallo Nick.
00:00:04: Heute reden wir über dich.
00:00:06: Ja, dann machen wir.
00:00:08: Über was wir nicht reden, ist über dein erstes Leben.
00:00:11: Also dein Leben als Redakteur, als Redakteur, als Journalist, als Chefreporter.
00:00:21: Da hast du uns ja schon das ein oder andere Mal mitgenommen in die Welt deiner Anekdoten.
00:00:27: Heute wollen wir über dein zweites Leben sprechen, nämlich als Redenschreiber, sag ich mal.
00:00:33: Du wirst mich sicherlich gleich korrigieren.
00:00:36: Für Politiker und Wirtschaftsbosse der ersten Reihe.
00:00:40: Also hast du irgendwie die Seiten gewechselt.
00:00:43: Also du bist jetzt bei denen, die erzählen und mitteilen und nicht mehr bei denen, die bewerten und kommentieren.
00:00:50: Gibt es dann besonderen Moment, wo für dich die Entscheidung stand, dass du diesen Seitenwechsel machen willst?
00:00:59: Ich habe eigentlich selber wenig gesteuert.
00:01:02: Es gab einen entscheidenden Moment und das war wirklich ein Seitenwechsel.
00:01:06: Erzwungenermaßen, als ich bei der süddeutschen Zeitung gefeuert wurde, da war ich Politikchef.
00:01:11: Und manchmal war ich immer noch nachts auf und fragte mich, wie man so doof sein konnte wie ich,
00:01:15: weil ich war es nämlich selber schuld.
00:01:17: Und nicht die bösen Chefs oder so.
00:01:19: Ich habe es genadenlos verkackt.
00:01:21: Also unfassbar wie doof.
00:01:23: Ich bin nicht gar nicht immer noch über mich selber aufregend.
00:01:26: Jedenfalls war ich dann plötzlich nicht mehr Journalist und dann bin ich Pressesprecher geworden.
00:01:29: Pressesprecher von Deutschen Gewerkschaftsbund.
00:01:31: Ah, okay, das war ich schon.
00:01:33: Ja, und das saßen wir aber in den Klamotten.
00:01:36: Damit bin ich nicht klar gekommen, Pressesprecher zu sein, statt Journalist.
00:01:40: Ich war als Journalist immer so stolz.
00:01:42: Also ich war da als Journalist, das habe ich mich glaube ich als Krone der Schöpfung empfunden.
00:01:47: Nicht als Mann, sondern als Journalist.
00:01:50: Ja, weil ausgewogen zu recherchieren, überhaupt zu recherchieren, neugierig zu sein, Sachen auf den Kunden zu gehen,
00:01:59: Leute zu helfen, die Welt ein bisschen besser zu machen, gerechter zu machen und so.
00:02:03: Das war das irgendwie so mein Ding.
00:02:05: Aber eben möglichst objektiv zu sein, was ich auch nicht immer war.
00:02:08: So weit möglich.
00:02:10: Ja, und ich habe es jedenfalls so vor mir hergetragen und habe mich das dann wirklich immer gemacht.
00:02:15: Nein, nicht.
00:02:17: Trotzdem war ich stolz.
00:02:19: Also ich Pressesprecher war mich festgestellt, ich bin eben nur noch der Hismasters Voice.
00:02:25: Also ich muss dann halt die Interessen einer Organisation vertreten.
00:02:28: In dem Fall.
00:02:29: Und das fand ich intellektuell ziemlich Banane.
00:02:32: Also ich bin aber nicht klar gekommen und wurde auch voll.
00:02:35: Ich wurde, vorher habe ich mich immer viel angestrengt.
00:02:37: Ich wollte zu bequem, wenn man nur eine Seite wiedergeben muss, dann wird man auch gedanklich faul.
00:02:42: Und dann wird das gar nicht so ernst, was man selber macht, also ich jedenfalls nicht.
00:02:46: Und ich habe so eine Spezialität, das sage ich immer in meinen Seminaren,
00:02:50: ich sage immer, ich bin nicht loyal meinen Chefs gegenüber, ich bin loyal der Gesellschaft gegenüber.
00:02:55: Und deswegen mache ich bei diesem Quatsch auch nicht mit, da irgendwie selbst Lob und selbst Verweihräucherung
00:03:01: und Schwächen zu vertuschen und so was, alles unerträglich.
00:03:06: Weil ich finde, als Pressesprecher sollte man auch zu allererster Öffentlichkeit verpflichtet sein.
00:03:11: Nimm uns nochmal kurz mit damit wir alle verstehen, auch ich.
00:03:15: Du hast mir jetzt kurz durcheinander gepraft, also du warst im ersten Leben klar.
00:03:20: Dann bist du rausgekickt worden, dann bist du Pressesprecher geworden und wie kam es zum Reden schreiben?
00:03:28: Macht man das als Pressesprecher?
00:03:30: Ja, das ist auch alles total verrückt.
00:03:32: Ich bin ja ein Diplomat geworden, genau in Washington DC als Sozialattaché.
00:03:39: Und da bin ich dann gefragt und dann hat mich dann der Büroleiter der Generalsekretärin der SPD, Andrea Nahles, gefragt,
00:03:45: ob ich nicht Reden schreiben werden wolle.
00:03:48: Weil Frau Nahles.
00:03:49: Weil Frau Nahles, wo ich direkt gesagt habe, ihr habt ihr keinen besseren und auch wirklich richtig enttäuscht war,
00:03:56: weil ich hatte bis dahin keine Rede geschrieben und die hatten auch keine Rede von mir.
00:04:02: Und ich war auch nicht in der SPD und hatte auch nicht vorhin in die SPD einzutreten, aber das ist denen egal.
00:04:07: Muss man auch nicht, wenn man da arbeitet.
00:04:09: Nein, das ist ja eigentlich auch ganz sympathisch, aber ob es so richtig ist, weiß ich jetzt auch nicht.
00:04:14: Also dann einen extra Redenschreiber der Generalsekretärin einzuholen, der nicht in der Partei ist.
00:04:19: Und vor allen Dingen der eben noch nie Reden geschrieben hat.
00:04:22: Und das reicht eben wiederum, was mich so erbittert, dass wir in unserem Land eben auf Sprache keinen gesteigerten Wert legen.
00:04:27: Das ist eigentlich unerträglich, dass wir wirklich in unserem Land, wie man lernt eben Reden schreiben, nicht,
00:04:33: und so sehen eben auch die Reden unserer Politikerinnen und Politiker aus.
00:04:36: Das ist eben einfach unter Niveau.
00:04:38: Lass uns da gleich nochmal drauf kommen, bevor du schon auseinander nehmst.
00:04:43: Ja genau, aber so wird man eben in Deutschland, wird man dann eben Reden schreiben, obwohl man es gar nicht gelernt hat.
00:04:48: Das ist eben darauf, dass ich jetzt nicht hinaus, das ist eben verrückt.
00:04:51: Und ich habe es nur deswegen gemacht, weil es für mich interessant war,
00:04:54: wieder einmal die Seiten zu wechseln, wenn du so willst, um wieder was anderes zu machen, ohne dass ich es gelernt habe.
00:04:59: Und ups, nehm mal die Handnehmer aus.
00:05:03: Genau, kurz Handi ausmachen.
00:05:05: Genau.
00:05:06: So, dann greife ich gleich mal eine Nutze die Gelegenheit.
00:05:09: Und dann, wann war der Punkt, als du dich damit selbstständig gemacht hast?
00:05:13: Also, waren da Jahre dazwischen oder?
00:05:17: Ja, da waren vier dazwischen, wo ich dann eben Redenschreiber war, dann noch von Kanzlerkandidat Per Steinbrück.
00:05:26: Ja, was mir dann so bei dem SPD passiert ist, das möchte ich eigentlich gar nicht erzählen.
00:05:30: Das war jetzt nicht alles so nett gelaufen bei der SPD.
00:05:35: Nein, ich glaube, ich rede ja sonst über alles, oder?
00:05:38: Nein.
00:05:40: Da sieht der SPD auch nicht so ganz so fein aus. Jedenfalls, ja, nachdem ich also Redenschreiber war.
00:05:49: Kurz dazwischen geht, das kennen jeder, was er im Arbeitgeber.
00:05:52: Also, der Alltag ist nicht rosig und alles ist in Butter, sondern da ist man ja auch Arbeitgeber und Chef und hat den einen oder anderen kleinen Kampf.
00:06:04: Wollen wir euch einsagen, das muss ich unbedingt, das ist mir wirklich wichtig.
00:06:07: Ja.
00:06:09: Ich schätze auch Andrea Nahles persönlich, ich mag die.
00:06:12: Aber dieses Jahr mit Per Steinbrück war grandios.
00:06:15: Und der Typ, den finde ich dermaßen grandios.
00:06:18: Ich habe das glaube ich noch nie so gesagt, aber ich war richtig stolz, für den zu arbeiten, mit dem zusammenzuarbeiten.
00:06:25: Das ist ein grandioser Typ für mich.
00:06:27: Der hat eben Anspruch, der hat vor allem Arschenerhose.
00:06:31: Und dann war es, dass danach habe ich so eine Sehnsucht danach, dass Leute wirklich ehrlich sind und Arschenerhose und zu Fehlern stehen und nicht Fehler abwälzen auf andere, auf Untergeben und so.
00:06:42: Und das hat er eben alles nicht gemacht.
00:06:44: Kannst du uns ein Beispiel geben, ein inhaltliches Ohne jetzt so zu intim zu werden?
00:06:50: Das war ja, da ist ja unheimlich viel öffentlich gewesen. Er hat ja total, er hat ja zwischen Weihnachten und Neuer hat dann ein Interview gegeben, wo er in dem Interview gegenüber der Frankfurt Allgemeinen Sonntagszeitung gesagt hat, er fände es gut, wenn Kanzler in Deutschland mehr Geld verdienen würden.
00:07:07: Da war er gerade Kanzlerkandidat.
00:07:09: So, und da war ihm die sogenannte saure Gurkenzeit und dann hat die FAZ, hat das dann hochgezogen, andere Bildzeitungen sind aufgesprungen und da war er derjenige, der möglicherweise Kanzler werden will und dann vorher dafür sorgen will, dass er mehr Geld kriegt.
00:07:22: Und da hat er vorher schon das Problem mit seinen hochbezahlten Vorträgen und dann rutscht er in die Schiene oder wurde dahin gebracht, dass er geldjährig sei oder weiß Gott weiß.
00:07:33: So, und jetzt war ich zufällig bei dem Treffen dabei, bei dem ersten Treffen mit seinem Presschef und der Presschef entschuldigte sich bei ihm und der Steinberg sagte richtigerweise, ja wieso bist du da nicht schuld?
00:07:46: Ich habe es gesagt und ich habe ja auch noch darüber geguckt und ich habe es nicht ernst genommen und so.
00:07:52: So, und alle haben auf diesen Presschef rumgehackt, ich auch nicht, das ist unsäglich, dieses Rumhacken auf Leuten und aber er hat das so ganz per Steinberg hat es eben cool genommen.
00:08:03: Und wie gesagt, ich habe es nie erlebt, die Leute haben so viele Fehler um ihn herum gemacht, mich auch und er hat es uns aber nie spüren lassen, sondern er hat es immer auf seine Kappe genommen.
00:08:13: Sag mal, was hast du jetzt genau für ihn gemacht?
00:08:16: Also hast du für ihn dann schon Reden geschrieben, die er dann da auf Magdecken gehalten hat oder wie muss ich mir das vorstellen?
00:08:21: Ja, genau, ich war der sogenannte Chefredenschreiber, ich hatte auch so ein Team und da waren noch zwei Leute, die mir zusammen die Reden geschrieben haben.
00:08:30: Genau, und ich habe die wahrscheinlich mal wichtigen Reden geschrieben.
00:08:36: Und hattest du das Gefühl, er hat das schon so, ich meine jetzt nicht eins zu eins, er ist ja rhetorisch glaube ich schon auch ein selbstständiger Geist und mit seinen Klartext auch sagen,
00:08:47: war ich da vielleicht auch ab und zu mal vom Redetext ab, aber hat er das dann so genommen, wie ihr ihm das gegeben habt oder?
00:08:57: Es war ganz kurios. Also, als er mich noch nicht kannte am Anfang, da hat er so eine Bewerbungsrede gehalten, also ein Parteitag der SWD, Nominierungsparteitag.
00:09:07: Und da wurde ich dann ins Büro geholt, da saßen dann zehn Leute oder irgendwie so was.
00:09:12: Und also Markus nächste Woche der erste Entwurf, danach die Woche der zweite Entwurf, dann der dritte Entwurf, dann der vierte Entwurf.
00:09:18: Ich saß da so, vier Entwürfe, mehr als einen Entwurf, ich habe gar keinen Bock drauf.
00:09:23: Wieso? Ich streng mich doch schon so an, der erste reicht doch, aber okay, die wollten das so und dann lief das halt auch so.
00:09:28: Und ein Jahr später, da kam dann halt die angeblich wichtigste Rede seines Lebens, insofern schrieb das die Bild am Sonntag.
00:09:35: Ich war im Zuchner Augsburg, ich hatte die Rede geschrieben, Bild am Sonntag auf der Titelseite, seine wichtigste Rede, ich hatte sie geschrieben.
00:09:41: Und da war der Prozess so, ich sollte acht Tage vorher, sollte ich meinen Entwurf abgeben, einen Entwurf, was da?
00:09:51: Dann haben wir uns zusammengesetzt, haben wir zwei Stunden drüber geredet, dann habe ich nochmal zwei Stunden dran gearbeitet.
00:09:57: Ich glaube, ich war der einzige Abend, wo ich nach sieben Uhr abends nach Hause gegangen bin, man muss sich auch nicht totarbeiten, die gingen irgendwie.
00:10:04: Und das war es dann. Und dann habe ich auch nichts mehr davon gehört. Und dann hat er die Rede so gehalten.
00:10:10: Und ich dachte danach, er kam dann zu mir und sagte, woher ist das Beste? Die Rede konnte gar nicht schiefgehen. Und das war es auch so.
00:10:18: Und das war entspannend. Also er hat mir vertraut von vorne rein, aber meine Güte, er war halt ein gutes Team.
00:10:23: Weil wir beide, ich sage mal, es ist entscheidend, dass wir haben beide Arschenehabe.
00:10:27: Da haben wir uns zwei gefunden, finde ich.
00:10:30: Und dann hat er eben den Mumm gehabt, mich machen zu lassen, hat mir vertraut.
00:10:35: Und hat ich wesentlich noch so gesprochen, wie du für ihn gedacht hast.
00:10:40: Genau. Das ist ja auch das Ergebnis, was ich schreibe. Ich hätte jetzt für jemand anders eine andere Rede geschrieben.
00:10:47: Was du schreibst, hat damit zu tun, wie du jemanden einschätzt, wie du jemanden kennenlernst.
00:10:53: Was für Geschichten diese Leute erleben und was die dazu denken.
00:10:57: Jetzt war es da, aber für den ja, habe ich richtig verstanden, schon quasi ein Jahr unterwegs.
00:11:04: Das heißt, da lernt man sich ja doch dann schon mal recht gut kennen, wie man zu Inhalten steht, auch zu aktuellen Ereignissen,
00:11:11: die dann vielleicht noch kurzfristig eingeflochten werden müssen.
00:11:15: Jetzt bist du ja selbst...
00:11:17: Nein, übrigens nicht. Das war in dem Fall, er weiß gar nicht so. Wir haben gar nicht viel Zeit miteinander verbracht.
00:11:22: Das war im Kuriosi. Das dürfen die Leute aus meinen Reden-Seminaren nicht hören, weil das ist eigentlich Katastrophal, was ich sage,
00:11:27: zusammengearbeitet haben.
00:11:29: Selbstverständlich muss man natürlich als Redenschreiber mit den Rednern natürlich viel Zeit verbringen.
00:11:34: In unserem Fall war es nicht so.
00:11:36: Warum auch immer, das war eben wahrscheinlich, war es irgendwie so ein Blücksfall, es hat ihm trotzdem gepasst.
00:11:42: Ich habe ihm ab und zu mal so Briefe geschrieben, da kann ich offen von reden, weil er selber davon erzählt.
00:11:47: Er sagt vor Journalisten, hat er dann immer erzählt, der Herr Franz hat mir böse Briefe immer geschrieben
00:11:54: und hat dann mit ihm immer Noten gegeben.
00:11:57: Wenn er mir mal eine 5 gegeben hat, dann war ich schon total glücklich.
00:12:00: Das hat ein bisschen übertrieben, aber das bezieht sich darauf, dass ich ihm tatsächlich Kanzlerkandidaten kritische Briefe geschrieben habe.
00:12:06: Also zum Beispiel zeigte ich ja nicht mal einen Vogel, weil man erster Satz von diesen 6 kritischen Briefen.
00:12:11: Und der zweite Satz war, geht er nicht immer in die Gurgel, weil er sich immer in den Hals gepackt hat.
00:12:15: Also, was mir negativ aufgefallen ist an ihm, das habe ich aufgeschrieben.
00:12:23: "Du hast ja nach NuFast den Gag versammelt, du hast es so gemacht, schreibst du mal so."
00:12:28: Und dann vier Tage später, Bildzeitung Seite 1, war der Gag.
00:12:31: Er hat das nicht nur gelesen, er hat das beherzigt, hat es einfach gemacht und schwupps.
00:12:35: Aber gab es doch dann innerlich schon auch zufrieden mit dir und mit ihm?
00:12:40: Ja, mit mir, das hört sich jetzt natürlich aus, so Kukett an und so.
00:12:46: Aber ich bin stolz auf ihn.
00:12:48: Und ich bin glücklich, dass ich so einen gefunden habe, der auch, trifft mir selten, auch so ein Mensch, der war damals 66, glaube ich, der so alt ist,
00:12:56: dass er von jemanden, den er eigentlich gar nicht kennt, einen anderen so komischen Typen wie mir, das ja so viel annimmt, dass er darauf hört.
00:13:02: Und das Schöne war ja, der ist ja nicht aus einer Schwäche heraus.
00:13:05: Es gibt Leute, die nehmen deine Reden und bringen die einfach, was sie selber nicht können, was sie keine Ahnung haben oder keine Zeit haben oder keine Bock haben, und das nicht ernst nehmen.
00:13:13: Und bei ihm war ja jederzeit klar, der war derjenige, der wirklich ohne Ende Geld verdient hat mit seinen guten Reden vorher schon.
00:13:20: Also das ist ein Könner.
00:13:22: Also im Grunde, brauchte der mich ja gar nicht, um den Weg zu gehen.
00:13:26: Insofern, und aus so einer Position heraus freust du dich natürlich, wenn mit so jemanden wirklich zusammenarbeitet und dass du das Gefühl hast, es bringt was, es bringt beiden was und so was.
00:13:38: Und muss ich mir das jetzt in deiner Selbstständigkeit ähnlich vorstellen, also dass du Politiker und Wirtschaftsbosse über einen längeren Zeitraum begleitest und ähnlich sozusagen auch reflektierst,
00:13:50: wie du sie in der Öffentlichkeit oder in der Presse wahrnimmst, oder sind das so einmal Aufträge, so nach dem Motto, ich bin an dem Tag vor dem und dem Publikum und habe das und das Thema, bitte schön.
00:14:03: Ja, ich habe jetzt so ein paar Fälle, die ich jetzt über längeren Zeitpunkt begleite.
00:14:09: Und genau, das ist natürlich gut, dass man nicht immer so Rätselraten machen muss.
00:14:17: Mein Ding ist dabei immer, dass ich versuche, die Leute besser zu machen.
00:14:24: Also im Grunde versuche ich immer so zu arbeiten, dass die Leute mich nicht brauchen.
00:14:27: Es hört sich komisch an, ist vielleicht nicht besonders geschäftstüchtig, aber also eigentlich möchte ich mich wirklich überflüssig machen, weil ich finde, das ist alle so einfach, also einfach in Anführungsstrichen.
00:14:39: Es ist schwierig offenbar durch unser beschissenes Sorry-Schuhe-System, unser Bildungssystem, was dermaßen katastrophal finde.
00:14:46: Und wir lernen eben auch nicht zu schreiben, uns richtig auszudrücken, wir lernen schon gar nicht reden zu schreiben oder so.
00:14:51: Wir reden zu wenig über Wahrhaftigkeit und Respekt und so was.
00:14:55: Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen beim Schreiben.
00:14:58: Über so etwas reden wir alles gar nicht.
00:15:00: Aber trotzdem finde ich es jetzt nicht so sonderlich schwer und ich finde es gut, wenn Leute auf eigenen Beinen stehen können.
00:15:08: Aber das eine kann sich ja mit dem anderen verbinden lassen, weil auch von so einem Politiker oder Wirtschafts-Top-Manager, die haben einfach auch eine Zeitmange und sind vielleicht aufs Motiv, eine oder andere Fakten.
00:15:23: Ist das dann aber dann so komisch?
00:15:25: Das sind nicht Fakten, es geht mir immer darum.
00:15:27: Bei Fakten geht es bei Reden glaube ich sowieso nicht so, bei Reden geht es ja darum, was Persönlichkeiten und diese Persönlichkeiten die müssen halt führen.
00:15:34: Und da geht es darum, motivieren, zu inspirieren, so was alles.
00:15:38: Also bloß keine Zahlen, Daten, Fakten, weil das können die Leute auch im Internet nachlesen, dass nicht die Aufgabe eines Reden ist.
00:15:44: Aber insofern geht es mir eher darum, dass die Leute mehr Mon haben, dass sie wirklich einen relevanten Auftritt hinlegen, dass sie einen Unterschied machen.
00:15:52: Und die wichtiger die Leute sind, ist, so mehr sage ich den Leuten verplemmert, nicht eurer Zeit durch "Grüß August" Reden, sondern ihr habt die verdammte Pflicht, wirklich was zu bringen.
00:16:00: Und dass die Leute hinterher sagen "A" und "O" und ist ja ein Ding und hätte ich ja nicht gedacht und "Boah, ey!" und dann muss ich mal darüber nachdenken.
00:16:07: Okay, aber bleiben wir mal bei den Wirtschaftsbossen.
00:16:11: Also die kriege ich ja jetzt als Normalbürger Nikola so nicht mit, sondern die haben ja irgendwie einen Zielpublikum, was ist das ich vor ihren Verbänden oder internen oder irgendwie auf eine Auslandsreise oder vor Politikern.
00:16:23: Also das sind ja schon Inhalte und Fakten doch auch gefragt.
00:16:28: Und dann ist ja die Frage, wie bring ich es rüber und mit welchen Aussichten verknüpfe ich das?
00:16:33: Oder mit welchen Argumentationen, also welche Transferleistungen gebe ich damit als Wirtschaftsboss?
00:16:39: Nein, du musst die Zahlen, da hat ein Fakten, die musst du kennen, aber die kennen die Leute ja sowieso.
00:16:43: Aber die haben ja in meines Erachtens in Reden nichts zu suchen.
00:16:46: Wie gesagt, du musst überlegen, was ist die Funktion einer Rede?
00:16:50: Und die Funktion einer Rede ist mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die zu inspirieren.
00:16:53: Weswegen kommen da wichtige Leute zusammen?
00:16:55: Ja, ich nehme als Redner nämlich ja die Zeit von Menschen in Anspruch.
00:16:59: Also im Grunde muss ich mich verantwortlich fühlen dafür, dass die ihre Zeit sinnvoll benutzen.
00:17:04: Aber das passiert in Deutschland, in der Regel durch die Bank weg nicht.
00:17:07: Da halten irgendwelche Leute, die sich für wichtig halten,
00:17:09: halten irgendwelche Reden, die aber nicht wichtig sind, die unwichtig sind.
00:17:12: Weil die meisten Leute gehen aus diesen Reden raus und haben nichts kapiert und haben nichts gelernt
00:17:16: und sind nicht inspiriert und sowas alles.
00:17:18: Und das ist nicht, weil diese Leute das nicht können, sondern weil in unserem Land Redenschreiben offenbar keinen Stellenwert hat.
00:17:24: Und wir versuchen immer nur, wir sind feige und versuchen keine Fehler zu machen.
00:17:28: Naja, das ist menschlich, ich würde es jetzt als menschlich bezeichnen.
00:17:33: Ja, das ist alles, weil wir reden immer menschlich.
00:17:36: Wir müssen gut werden, genau.
00:17:38: Oder diese Shitstorms eben, wie es inzwischen gibt, die sozusagen kaum hast du beendet
00:17:43: oder du bist noch am Reden und schon geht da irgendwas über die sozialen Medien,
00:17:48: auch angetriggert vielleicht von Vorortredakteuren und Journalisten.
00:17:52: Aber bedeutet das dann auch für dich als Umkehrschluss?
00:17:57: Nein, da muss ich mal direkt etwas sagen, weil das ist ja ausregen gibt es immer.
00:18:00: Aber dann sollen die Leute sich gefaessen an einen anderen Job suchen.
00:18:03: Das ist eben die Frage, machst du bestimmte Jobs nur, damit du dein Häuschen abzahlen kannst
00:18:07: und damit du keine Ärger hast oder so was, oder fühlst du dich wirklich verantwortlich.
00:18:11: Und wenn ich jetzt Firmenchef bin oder wenn ich Politiker bin, dann habe ich verdammt nochmal Verantwortung für mein Unternehmen.
00:18:16: Und mich interessiert dann überhaupt nicht, wenn die Leute sagen, ja ich bin nun mal keine Rampensau
00:18:20: und ich mag es nicht, vor Leuten aufzutreten.
00:18:22: Dann sag ich dir, dann wirst du vielleicht besser nicht unternehmen, Chef.
00:18:25: Dann ist das aber ganz mit dem Reden schreiben.
00:18:27: Sagst du, wie geht das?
00:18:29: Aber sich von, ja natürlich, aber sich von Leuten hinzustellen
00:18:32: und eine oberflächliche langweilige Rede zu erhalten,
00:18:35: mit der Ausrede von irgendwas und Schiedsstorn und Pipa Po, das ist einfach nur schwach.
00:18:39: Also ich kann damit nichts anfangen und ich habe immer keinen Bock auf sowas.
00:18:42: Und ich versuche den Leuten immer klar zu machen,
00:18:45: dass sie damit ihre Lebenszeit verschwenden, ihre Lebenszeit und die Lebenszeit von anderen Leuten.
00:18:50: Es ist schändlich, je intelligenter und mächtiger die Leute sind,
00:18:54: desto mehr erboßt es mich, wenn sie langweilig über oberflächliche Rede halten.
00:18:57: Das heißt aber, es kann auch sein, du wirst angegangen für einen Auftrag, es kommt eine Anfrage
00:19:04: und du hast aber schon den Eindruck von der Person, dass die eben nicht so wahrhaftig ist
00:19:13: und vielleicht eher an das eigene Heim und an einen goldenen Handschlag denkt.
00:19:17: Lehnst du das dann direkt ab?
00:19:19: Also ich habe jetzt letztens auch wieder, habe ich von vorne rein,
00:19:23: ich sage zum Beispiel den Grünen, sage ich,
00:19:25: denn ich erzähle vorher, was ich für einer bin, dass ich kein Sternchen benutze,
00:19:29: dass ich nicht gender, dass ich nach deren Begriffen nicht woke bin,
00:19:33: dass ich nach den Begriffen von einigen Grünen so nicht so viele,
00:19:36: aber dass ich nicht politisch korrekt bin, also eigentlich frechheitlich,
00:19:41: als politisch incorrect zu bezahlen.
00:19:43: Aber manche machen das und ich warn die Leute dann vorher, mit wem sie es eben zu tun haben.
00:19:47: So, und Wirtschaftsboschen oder solchen Leuten,
00:19:51: meistens wissen sie natürlich mit wem die zu tun haben.
00:19:54: Also bleibt ja nicht verboren.
00:19:57: Aber trotzdem, also meine Erfahrung mit Vorständen ist,
00:20:02: ich habe vielen zugearbeitet, gerade zum Anfang meiner Karriere
00:20:06: in den unterschiedlichsten Dachskonzernen
00:20:09: und also die waren nicht sehr offen für ehrliches Feedback.
00:20:15: Klar, also quasi jetzt mal hier Reichie Level schon gar nicht von so einer Assistentin,
00:20:19: das kommt noch mal hinzu, da bist du natürlich in einer ganz anderen Position.
00:20:22: Aber per se sind das ja Typen, die haben schon so viel erreicht.
00:20:25: Die haben meistens nicht nur, nicht so eine Entourage um sich,
00:20:29: die drauf aus ist, immer zu sagen, das ist aber ganz anders Chef als du denkst.
00:20:34: Das ist ja richtig, deswegen beauftragen die eben so Leute wie mich,
00:20:37: weil die sich selber nicht trauen und dann wenn dann von außen die Ausländer kommen,
00:20:42: die Leute, die haben dann ein bisschen Nachenfreiheit, die dürfen das damit.
00:20:45: Ich stelle aber immer wieder fest, es sind eben häufig die Leute aus dem eigenen Haus
00:20:49: und die sogenannten Untergebenden, die eben einfach die Schere im Kopf haben
00:20:52: und diesen zu feigen. Es kommt tatsächlich vor, dass nicht die Chefs zu feige sind,
00:20:57: die eben nur von vorne die feigen Texte zugeliefert,
00:21:01: weil die Leute die drunter sitzen einfach so ängstlich sind.
00:21:05: Und das ist eigentlich ein Problem, also das ist wirklich ein Punkt,
00:21:08: da setze ich wirklich ganz stark bei meinen Seminaren an,
00:21:11: dass ich wirklich sage, hey, möglicherweise ist das Problem nicht euer Chef,
00:21:15: sondern seid ihr wahrscheinlich selber.
00:21:17: Erklärt du noch mal gut, kleiner Zwischenlöhn.
00:21:19: Also das eine ist, dass du reden schreibst, also im Auftrag von,
00:21:22: also wenn ein Wirtschaftsvors, ich weiß nicht, in der Wirtschaftselegation nach China fährt
00:21:28: und da vor Ort so eine Rede zum Beispiel und für seine Entourage, also Kommunikationsexperten drumrum,
00:21:35: in Haus gibst du auch Seminare oder die buchen dich für Seminare,
00:21:39: sodass sie selbst eine Fort- und Weiterbildung genießen. Kann man so umschreiben?
00:21:44: Genau, ganz genau. Das ist das, was mir am wichtigsten ist,
00:21:49: Leute zu trainieren und dazu selber in die Lage zu versetzen, was zu machen.
00:21:52: Dieses Redenschreiben mache ich eigentlich, um in Übung zu bleiben
00:21:56: und gute Beispiele auch zu haben, auch für meine Seminare natürlich anonymisiert,
00:22:00: das ist ja klar, aber letztlich mache ich das nur in Übung zu bleiben
00:22:05: und wundere mich eigentlich immer, warum machen wir es nicht selber.
00:22:07: Und ich sage eigentlich immer, Leute stellt mich darüber an, zwei Tage,
00:22:10: dann komme ich vorbei, dann helfe ich euch ein bisschen
00:22:13: und dann mach dir das kürzlich selber.
00:22:16: Aber manche brauchen offenbar immer wieder, gerade in größeren Unternehmen,
00:22:21: ist das immer so hierarchisch und so Angst besetzt,
00:22:24: dass sie sich einfach nicht trauen.
00:22:26: Du weißt ja immer gar nicht, wer ist eigentlich der Chef?
00:22:28: Du schreibst seine Rede.
00:22:30: Aber du weißt, wem du die Rede schreibst?
00:22:34: Ja, das weißt du aber auch nicht immer,
00:22:39: weil dann heißt das Schreibt für einen Vorstand mit den Wohlenmacherkuchenwerden-Rede.
00:22:42: Aber du schreibst jedenfalls denjenigen, für den du die Rede schreibst, den kennst du auch,
00:22:47: ich kann nicht. Es ist eigentlich Kinderflachen.
00:22:50: Wie es in unserem Land zugeht, bei unserem Land stimmt es eigentlich
00:22:53: hinten und vorne nicht und du merkst es schon allein am Schreiben.
00:22:56: Und du kannst dich auch noch Moor einbringen.
00:22:59: Du kannst dich nicht mal auf den Menschen einstellen wie der...
00:23:02: Nein, das ist völlig irre, das ist auch nicht vorgesehen.
00:23:05: Es gibt solche Chefs, die sagen, ich möchte mit meinem Reden schreiben,
00:23:08: aber möchte ich gar nicht reden.
00:23:10: Also wenn ihr es bei mir versuchen, dann müssen die allerdings leiden,
00:23:14: weil ich dann dermaßen auch das Umfeld nerve
00:23:18: und ständig Fragen stelle, dann müssen die mal ihren Chefs
00:23:21: immer an meine Fragen erstellen, auf die ich eine Antwort haben will.
00:23:24: Das ist schön, dass ich nicht arbeiten muss für die, ich bin ja frei,
00:23:27: ich bin nicht angestellt, also das ist für mich auch einiges erlauben.
00:23:30: Also du meinst, die sind dann schon hoch verzweifelt, seine Entourage
00:23:34: und du bist sozusagen die letzte Rettung, auf den sie alles setzen,
00:23:38: damit endlich mal einer sagt, wie es ist...
00:23:41: Ja, das hat sich zu wenig zu tun, das ist einfach ja mit Leuten
00:23:45: insgesamt, die eben von außen kommen.
00:23:47: Wobei da ist immer die Frage, ob jetzt alle,
00:23:50: wie wir jetzt keine Namen nennen, aber diese Unternehmensberatung...
00:23:53: Genau, und wenn sie sich dieser Welt klar, die werden auch beruht...
00:23:56: Ja, wie gut die es wirklich mit ihren Kunden meinen, das ist die Frage.
00:23:58: Also auch bei den Tagesätzen, die ich alle gut kenne,
00:24:00: da trainiere ich da auch bei solchen Leuten.
00:24:02: Das ist schon auch sehr viel Bullshit, Bingo und mir die ganzen Powerpoint-Präsentationen
00:24:07: versuchen natürlich echt viel Geld zu schäffeln, Eindruck zu stünden.
00:24:10: Aber was passiert da eigentlich wirklich? Das ist schon auch ein grauen Räum.
00:24:13: einfach befragen, was die besser machen würden. Da könnte man schon mal die Top 10 nehmen und
00:24:18: sagen, die arbeiten wir jetzt erstmal ab. Genau, das sind alles so Sachen, die es, da könnte man so
00:24:24: viel ansetzen, man könnte so viel produktiver sein in Unternehmen, wenn man mehr auf die
00:24:28: eigenen Leute hört, wenn man die gut behandelt, wenn man wirklich ehrliche Kritik zulässt. Also,
00:24:35: das ist unfassbar, was wir alles liegen lassen. Dank mal. Aber jetzt interessiert mich noch mal,
00:24:40: weil du uns ja verraten hast und das rechne ich dir hoch an. Das wusste ich selbst, Gar nie wohl
00:24:46: wir uns jetzt schon so lange kennen, also dass du bei der SC rausgeschmissen wurdest. Das würde ja
00:24:51: nicht jeder jetzt so zugeben. Hat dich dann auch mal schon so ein CEO rausgekickt, weil er gesagt hat,
00:24:58: also mit dem Franz haltet mir den Fern, habe ich keinen Bock. Kann sein, das ist jetzt nicht so,
00:25:04: also normalerweise würde ich schon sagen, wenn ich irgendwo einmal arbeite, arbeite ich da auch
00:25:07: mehrfach. Insofern, ich habe jetzt kein konkretes Beispiel, wo es dann deswegen nicht weiter ging
00:25:15: oder so, aber überall dann noch wieder einen Auftrag neu gekriegt. Einso finde ich, weil es
00:25:20: natürlich nicht, also das ist schon teilweise das Kann, was ich mache. Ich habe da so mit Leuten
00:25:25: zu tun, von denen die eigenen Leute sagen, okay, das ist kein guter Redner oder keine gute Redner
00:25:29: wenn. So, dann habe ich jetzt eine verrückte Idee, die ist möglicherweise ziemlich originell. Was mache
00:25:35: ich jetzt? Spreche ich diese Idee vorher mit den Betreffenden ab und sag, ich habe jetzt eine kühne
00:25:39: Idee, machen wir das so? Oder schreibe ich einfach zwei, drei Tage an einer riskanten Rede und präsentiere
00:25:46: die denn dann jetzt. Mit dem Risiko, dass sie damit nichts anfangen können, weil es nicht so riskant ist.
00:25:50: Und du ahnst es schon, ich wähle den riskanten Weg, ich schreibe mal den Ding so gut es geht, so verrückt,
00:25:56: wie es mir gerade einfällt. Aber komischerweise hat das bisher funktioniert, allerdings eben mit
00:26:03: internen Kämpfen. Wir sind dann immer im Hintergrund Leute, die sagen, nee, nee, das ist so riskant.
00:26:07: Aber letztlich bei den wildesten Sachen, die ich gemacht habe, so weit ich weiß, sind die dann
00:26:13: auch gelaufen. Sag mal, und du hast ja schon jetzt mehr verabendet, dass du eigentlich nur einen Entwurf
00:26:19: abgibst. Also was heißt ein Entwurf? Also du gibst ein Ergebnis ab und nicht wie bei Herrn Steinbrück,
00:26:26: so zweite, dritte, vierte Runde. Ne, bei Steinbrück habe ich auch, das war letztlich,
00:26:31: es war jetzt beim ersten Mal, als wir uns noch nicht kannten, da waren von mir gefordert, weil
00:26:34: die ja das auch immer so kannten. Ja, aber ich versuche eigentlich, meistens wenn ich jetzt mit
00:26:39: Leuten zu tun habe, versuche ich mich heute auf seine einen Entwurf und was da. Und wie ist es jetzt
00:26:44: bei dir? Weil das ist ja schon auch nicht nur eine kreative Leistung, sondern auch da hängt ja
00:26:48: viel Herzblut. Also du hast ja sehr viel Gedanken darüber gemacht, warum es dann so ist und nicht
00:26:52: anders. Wenn du merkst, da wird so viel abgeschliffen, abgeschliffen, abgeschliffen, bis eigentlich
00:26:59: so vom Kern gar nicht mehr so viel übrig ist, wärst du dann lieber, die würde gar nicht
00:27:04: gehalten werden, in dem Sinne, wie du es eigentlich vor hattest oder hast du dann da gar
00:27:09: keinen Einfluss mehr drauf, weil es dann eher schon ein bisschen ist? Ja, das ist mir eigentlich
00:27:14: relativ egal. Also wusste mir nicht, egal, bei der SPD, weil ich bin, ich bin zwar nicht in der SPD
00:27:19: eingetreten, aber der Laden lag mir dann schon am März. Also ich habe da gearbeitet, wie gesagt
00:27:25: mit Andreas, das habe ich mich eigentlich zeitlang gut verstanden und mit Bersteindl
00:27:29: überragen fand ich. Und dann hängste auch dem, da sind super Leute, also insofern, ich habe dann
00:27:35: auch echt gebibbert und wollte auch, dass die Wahlmögliche gut ausgeht. Also insofern, da hat es
00:27:43: mir was ausgemacht, wenn da Reden, die ich geschrieben habe, wenn die dann so blöd darüber
00:27:46: kamen. Also da habe ich dann auch gekämpft und so, was war denn da los und warum und so.
00:27:51: Jetzt, wenn ich jetzt selbstständig bin, meine Güte, ich bin Dienstleister, du darfst
00:27:57: noch eine Rolle nicht verkennen. Ich bin Dienstleister, ich gehört diesem Unternehmen nicht an,
00:28:01: letztlich bleibt den natürlich überlassen, was die daraus machen, das ist ja klar. Ja, also ich frag
00:28:06: deswegen, weil im Kreativbereich, im Design und so weiter kommt es ja immer wieder vor. Also
00:28:10: Architekten glaube ich, also zumindest die Bekannteren sind da auch sehr eigen darin, dass die dann
00:28:15: einfach wieder zurückziehen und sagen, also wenn ihr es jetzt nicht so macht, dann ziehe ich das alles
00:28:20: wieder zurück. Ich will auch nicht mit dem Namen genannt werden oder ist bei dir ja dann sowieso
00:28:24: nicht der Fall. Aber generell, dass man viel eigenes Ego dann auch drin liegt und du siehst
00:28:33: das aber schon als Dienstleistung und sagst, ich will einfach, dass die Gute Reden reden. Ja, meine
00:28:41: Güte, ich bin ja jetzt ja ein paar Tage älter. Früher war das eben auch anders und früher hätte ich
00:28:45: auch nicht gesagt, dass ich bei der süddeutschen Zeitung gefeuert worden bin. Manchmal habe ich
00:28:48: jahreich gebraucht, um das so offen sagen zu können. Das ist eben einfach, jetzt mittlerweile,
00:28:53: so, ich weiß gar nicht, ich glaube, ich habe früher schon mehr gekämpft um das, was ich geschrieben
00:29:00: als Journalist war es natürlich brutal. Also das ist, weil da steht mein Name drunter und dann in
00:29:05: einer Zeitung zu stehen, wo irgendjemand rumredigiert hat, wenn ein Text schlechter gemacht hat,
00:29:08: das habe ich mir wirklich gar nicht vertragen. Aber jetzt soll dieses Reden schreiben für andere,
00:29:13: da kann ich gut mitleben, wenn das dann anders wird. Jetzt kann ich mir vorstellen, dass gerade
00:29:19: ja auf der Wirtschafts- zeite werden es mehr Männer sein als Frauen, die du da bedienst,
00:29:25: weil einfach weniger Frauen in Schwingungspositionen sind. Du hast aber andererseits, zumindest auf
00:29:29: der politischen Seite hier auch Frau Nahles schon gehabt, würdest du grundsätzlich, mir geht es jetzt
00:29:34: nicht um dieses Gender-Diskussion, aber würdest du, könntest du beschreiben, was vielleicht so
00:29:40: grundsätzlich eine Frau beim Reden vielleicht anders macht oder aus deiner Sicht anders ausmacht,
00:29:46: als bei einem Mann? Oder sagst du, nee, das ist wirklich typabhängig? Was ich jetzt sage,
00:29:51: ist sehr subjektiv gefärbt. Also das, was mir wichtig ist an dem ganzen Thema, was mich rasend
00:29:56: macht, ist, dass Frauen teilweise versuchen, wie Männer rüberzukommen. Also sich an das anzupassen,
00:30:03: was die glauben, was bei Männern funktioniert. Und das ist dann eben auch von Leuten, die sich
00:30:09: wie immer Diversität predigen, frage ich mich, woher wusst ihr diese Diversität dann? Also in
00:30:14: sofern, bei Frauen nehme ich auch eher wahr, dass sie nicht so selbstbewusst sind. Also auch wenn
00:30:19: mein Seminar sich immer, ah nee, die anderen waren jetzt so gut, ich trau mich nicht und dann weiß
00:30:24: ich schon immer, okay, super Text kommt jetzt. Und das ist immer von Frauen. Da hab ich von Männern
00:30:28: eigentlich noch nicht gehört, dass sie sagen, nee, ich trau mich jetzt nicht, mein Text ist nicht
00:30:31: gut genug. Das kommt überständlich bei Frauen vor. Das ist schon, das ist schon Ding. Das verarbeitet
00:30:38: dasselbe. Also das ist witzig, dass du sagst, was heißt nein, das ist nicht witzig, ist ein bisschen
00:30:43: schade oder wir Frauen können bisschen mehr dran arbeiten. Ich hab zumindest bei meinen
00:30:47: jüngeren Mitarbeiterinnen immer versucht, dass sie sagen, wüsst ihr, dieses Pay Gap bei Zwischengeschlechtern
00:30:54: ist vor allem von den Frauen mitverschuldet, weil ein Kerl geht hin und sagt, ey, ich bin eine
00:31:00: Zähnwert, ne? Eine Frau. Und sagt, ah, vielleicht fangen wir mal mit noch fünf an, ne? Und dann
00:31:06: mal gucken und kann schon nicht in die Augen gucken. Ein Kerl sagt nicht den, obwohl er auch denkt,
00:31:11: vielleicht bin ich nur ne fünf ist, aber kacke egal. Haut, der geht sich raus. Und das macht
00:31:15: einfach einen Unterschied in Verhandlungen in dem Fall. Und wie du sagst und oft sind die gar nicht
00:31:21: weniger selbstbewusst, aber in diesen Dingen über Geld und über sich selbst zu urteilen, ja,
00:31:27: da fehlt uns Frauen noch so ein bisschen. Was Schlimmes ist, dann eben, es gibt schon ja Leute,
00:31:33: die sagen jetzt durch Dank künstlicher Intelligenz, bricht jetzt ein Zeitalter für Frauen an, weil
00:31:38: wir Menschen müssen ja sehen, dass wir uns von künstlicher Intelligenz unterscheiden. Ja,
00:31:41: unterscheiden. Weil alles Austauschbarer bringt ja jetzt nichts mehr. Also alles Austauschbarer
00:31:46: machen die Computer. So, und deswegen sagen jetzt manche, okay, worauf kommt es jetzt an, nämlich
00:31:51: auf Kommunikationsfähigkeit, auf Mitgefühl, all das, was Computer nicht haben. Und das mit der
00:31:55: Eigenschaften, die Frauen zu beschrieben werden. So, alles so schön und gut. Jetzt ist es nur das
00:31:59: Problem, dass ich ganz viel mit Frauen zu tun haben, die sagen, ja, aber jetzt klingt das ja so
00:32:03: emotional, jetzt bin ich ja komisch, ja, wie eine Frau oder Typisch. Insofern, dann bringt das ja
00:32:08: nichts. Das ist die Zwickmühle. Und das ist die Heidige. Und ich fühle mich auch so, wie groß ist
00:32:15: da Ausschnitt, habe ich offene Haare. Aber nochmal zurück, also meine Ursprungsfrage,
00:32:21: hast du dir jetzt schon beantwortet, würdest du eine Frau, die selber redet, die selbe Zielgruppe,
00:32:28: dasselbe Thema, was würdest du bei einer Frau jetzt im Durchschnitt anders vorgeben als bei einem Mann?
00:32:37: Könntest du so so... Nein, die Frage, ich weiß gar nicht, ob ich da mal darüber nachgedacht habe,
00:32:45: ich würde dir jetzt gut nein beantworten, die Frage. Du guckst schon als Ersterdiener auf den Menschen,
00:32:50: um wie du den einschätzt und dann gehst du... Ja, ich sage manchmal, sage ich mal in Seminaren, sage ich so,
00:32:55: ich finde, man muss schon, es muss zumindest schon rüberkommen von welcher Partei jemand ist,
00:33:00: das ist nämlich auch ganz häufig, es kommt, also bei vielen Reden kommt nicht rüber, man weiß nicht
00:33:05: von welcher Partei die betreffend sind, das ist unfassbar. Ich lese ja diese Texte da, jede Woche lese ich
00:33:10: ja Zichttexte und ich denke, Moment mal, von welcher Partei ist das jetzt? Du kannst es echt nicht fassen.
00:33:16: Sondern habe ich manchmal auch gesagt in der Seminaren, ich finde es auch gut, wenn man erkennt,
00:33:20: ob es eine Frau ist oder ein Mann, keine Ahnung, dick und dünn, groß und klein, keine Ahnung, aber stimmt
00:33:27: wahrscheinlich gar nicht. Ich weiß gar nicht, ob ich das wirklich selber mich daran halte und
00:33:33: versuche jedenfalls nicht, die Personen für dich Redenschreibe dann weiblich rüberkommen zu lassen.
00:33:38: Darf ich es nochmal anders formulieren? Vielleicht kommen wir da von Hubai, du musst sagen, also mir geht es jetzt
00:33:43: gar nicht um die Person Nahles und auch nicht ihr öffentliches Bild und welche Meinungen ich dazu habe
00:33:51: oder du, sondern eher so, wenn du drüber nachdenkst, also so wie du für Frau Nahles geschrieben hast,
00:33:57: ist das auch für dich eine Frau, wo du sagst, naja, da kann ein bisschen mehr bewusste Weiblichkeit
00:34:05: eigentlich in den Reden positiv ankommen, weil es mehr wahrgenommen wird, weil ich würde jetzt sagen,
00:34:11: für mich war Frau Nahles jetzt auch jemand als Frau, genauso wie Frau Märty, die so auf ihre
00:34:17: eigene Weiblichkeit ja wenig rücksicht genommen hat, also die hat nicht versucht, Weiblichkeit auszuspielen
00:34:24: oder die Vorteile einer Frau im Sinne von "wo bin ich ein Stück näher dran als ein Mann?" Würdest du mir zustimmen?
00:34:35: Ein zeigliches Thema für mich, da war eher das Problem, ich habe Andrea Nahles kennengelernt als eine sehr differenzierte Person.
00:34:47: Ich habe mir das vorher gut überlegt, ob ich für sie arbeite, habe ich gut von ihr gelesen und ich kannte sie von früher,
00:34:52: als sie Jusevorsitzende war und hat sie mich einfach echt überzeugt, sonst hätte ich nicht für sie gearbeitet,
00:34:56: ich hatte einen guten Job, also ich brauchte nichts anderes und dann fand ich vor allem gut, wie differenziert sie ist
00:35:02: und nicht ideologisch. Und als ich dann auf sie gestoßen, als sie Generalsekretärin war, da hatte ich schon das Gefühl,
00:35:09: dass sie ihre Rolle als Generalsekretärin versucht zu auszuüben wie Männer, nämlich draufhauen,
00:35:15: also gar nicht ihre Art entspricht. Das hat deswegen nichts mit Frauen und Männer zu tun, es sah gerade aus wie die Männer vor ihr,
00:35:23: aber letztlich ist das jetzt differenzieren Frauen insgesamt mehr als Männer, weiß ich jetzt auch nicht.
00:35:29: Ich will auch gar nicht auf diesen Männer und Frauen-Dings rumreiten, das hat mich jetzt nur einfach persönlich interessiert,
00:35:36: weil in Unternehmen merkst du es schon, also wie einfach anders agiert wird und für Unternehmen ist es einfacher,
00:35:42: die Löhne für Frauen niedriger zu halten und die für Kerle höher, weil die sich einfach noch nicht so fordernd benehmen,
00:35:49: egal jetzt ob die jetzt mal davon ausgesetzt, da ist eine gleiche Qualifizierung da
00:35:57: und beim Reden legt man ja schon oder wenn ich dich auch richtig verstehe, wirst du es auch so sehen,
00:36:02: ja viel Persönlichkeit auch in so eine Rede rein und das macht eben das ganze Menschenbild.
00:36:08: Ich habe noch eine interessante Theorie, geht wahrscheinlich zu weit, aber ich habe hier mal gesagt,
00:36:14: Andrea, ich glaube ich bin das einzige weibliche Element in deiner Nähe und das ist ein Typ,
00:36:19: wie mir, Fußballer und was weiß ich nicht alles, egal, aber weil die Leute um sich herum, das waren eben so...
00:36:29: Waren die alle so tough oder wie würde es das sein?
00:36:32: Wie gesagt, da kann ich jetzt nicht in die Einzelgegeln gehen, das waren eben alles so,
00:36:36: das waren jedenfalls Männer und ja vielleicht eher wie man sich sich vorstellt.
00:36:40: Also aber dann einfach auch nicht heterogen die Gruppe drum rumrumpen?
00:36:44: Ne eben so habe ich das empfunden, genau und deswegen fand ich mich da im Vergleich eher so als Weiblich
00:36:53: und mit Weiblich mein ich wahrscheinlich tatsächlich emotionaler, nicht so hau drauf,
00:36:59: ja differenziert, vielleicht empfinde ich das doch eher als Weiblich,
00:37:03: softer einfach.
00:37:06: Ja, aber jetzt hast du ein gutes Stichpunkt, differenziert, also wie einfach oder schwer schwieriger ist es inzwischen,
00:37:17: in Reden auch differenzieren zu können, nämlich so, dass es auch vom Gegenüber, nämlich der Presse
00:37:24: oder Mitarbeiter noch in Geschäftsplan auch so überhaupt noch aufgenommen wird,
00:37:28: wenn es nicht schon in der ersten Headline ein klares Fazit bezogen wird.
00:37:36: Also die Frage macht mich traurig, weil man sollte nicht überreden,
00:37:44: weil schwierig ist natürlich auch unter gar keinen Umständen, also es sollte eine Selbstverständlichkeit sein,
00:37:50: dass man differenziert, dass ich finde die Leute die nicht differenzieren sollten nicht verdammt noch mal dafür verteidigen müssen.
00:37:55: Ja, aber dann lass es mich, das wollte ich nicht, also dann will ich mal deinen Kroll noch einmal zurückhalten.
00:37:59: Mir geht es darum, dass wir verlernt haben, einen zweiten und dritten Satz noch zuzuhören.
00:38:05: Und das hängt schon nicht damit zusammen, dass wir es nicht wollen und nicht mehr intellektuell hinkriegen,
00:38:10: sondern weil wir durch die sozialen Medien, ich komme wieder drauf zurück, du siehst,
00:38:16: Filme werden sehr, sehr viel schneller, alles wird sehr viel schneller.
00:38:19: Das heißt, wenn du in den ersten drei Sekunden nicht einen Punkt machst, hast du dein Zuhörer verloren
00:38:26: oder dein Zuseher oder jemand, der auf eine Anzeige reagieren soll.
00:38:30: Und das wird ja bei Rednern nicht anders sein.
00:38:33: Deswegen, es ist ja eher etwas, was von außen aufgetränkt wird, was keiner von uns ändern kann mehr.
00:38:39: Na ja, bei Rednern ist ja wohl überhaupt kein Problem, weil da hat man ja Zeit genug.
00:38:43: Und das ist einfach, wenn Leute da nicht differenzieren, das finde ich immer einfach schwach.
00:38:46: Das ist eine geistige Armut, das ist auch eine Arroganz, eine Gewisse,
00:38:51: das ist irgendwie so das Gefühl der Überlegenheit.
00:38:55: Aber manchmal eben eigentlich auch aus der Schwäche, dass man gar nicht richtig differenziert,
00:38:58: dass man nicht auf die Argumente der anderen eingeht.
00:39:01: Also ich finde, das bekümmert mich wirklich.
00:39:03: Und du hast recht in sozialen Medien, geht das wahrscheinlich gar nicht so gut mit dem differenzieren,
00:39:09: aber in allen anderen Textformen, also auch in Zeitungen natürlich, wie Zeit das macht.
00:39:14: Aber die haben ja nicht mehr gelesen, also muss man gucken, wer die liest.
00:39:17: Die Zeit hat immer mehr gelesen, die Zeit hat die Auflage gesteigert den letzten Jahren.
00:39:21: Genau, aber du weißt, wie zähle ich die Zeit lieber, aber das ist wirklich die Kette-Klocke,
00:39:25: in der wir uns bewegen.
00:39:27: Jetzt geh mal, ich sag jetzt mal Bildzeitung-Style einfach von der Reichweite, wo du sagst,
00:39:32: wenn du einen wichtigen Punkt machen willst und du machst ihn erst an der fünften Stelle,
00:39:38: dann hat einfach eine Mehrheit schon abgestellt.
00:39:42: Also das hat die Herausforderung, wie ich finde, vor den Politiker stehen.
00:39:47: Die Bildzeitung ist jetzt nicht schlechter geworden, die ist eher besser geworden.
00:39:52: Und auch die Bildzeitung hat viel pro und kontra und so weiter.
00:39:55: Und da sehe ich in anderen Zeitungen auch, das ist schon durchaus dieses pro und kontra,
00:39:58: wobei ich das auch nicht so gut finde, wenn immer nur unterschiedliche Leute dann eben ihre Position durchziehen.
00:40:04: Genau, da kann man nicht mehr gehen.
00:40:06: Da kann man dann eben mal differenziert und alle Argumente geht, und zwar redlich, ohne jemanden was beweisen zu müssen.
00:40:12: Und das ist dann eben die Aufgabe, kann es sein, dass die sozialen Medien so sind,
00:40:16: aber das ist dann umso mehr die Aufgabe der verdammten Schule eben und es rennt das Studium.
00:40:20: Nein, der Schule in Essardinien, natürlich schon im Kindergarten eben Leuten beizubringen.
00:40:24: Es gibt keine Wahrheit.
00:40:26: Damit fängt schon mal alles an, wie Schiller schon gesagt hat,
00:40:29: Gott sei gepriesen, es gibt keine Wahrheit, sonst wäre das Leben stinkt langweilig und es gibt keine verdammte Wahrheit.
00:40:34: Ja, alles eben ist eben subjektiv.
00:40:36: Diese Scheinobjektivität, das ist eben das Übeln und daran krankt eben auch unser universitäres Leben.
00:40:42: Es wird so eine Scheinobjektivität, wird behauptet, deswegen darf man ja auch nicht in ich Form schreiben,
00:40:46: sondern irgendwie ist das immer so der liebe Gott, irgendeine objektive Einheit, die irgendwas sagt, so ist es ja, alles quatscht.
00:40:54: Und das würde zu mehr Demut führen und mehr zu Respekt und wirklich Vielfältigkeit, wenn wir mal akzeptieren, dass es diese Wahrheit nicht gibt.
00:41:00: Das ist ja das mit Religionen, das ist, ich glaube nicht, es ist gegen Religionen.
00:41:03: Aber trotzdem, das sind Problemen von Religionen, von politischen Systemen, Kommunismus, Nazi, keine Ahnung.
00:41:09: Diese Selbstgewissheit und dieser Glauber und die absolute Wahrheit, die es aber nicht gibt.
00:41:14: Guck, es gibt nur einen Gott, gibt monotheistisch, klar, gibt es nur den einen.
00:41:17: Ja, deswegen, und da musst du eben in unserem Bildungssystem ansetzen, musst den Leuten eben klar machen, wie es eben ist.
00:41:24: Und das musst du eben auch üben.
00:41:26: Also bei meiner Topf, da sehe ich allerdings, dass passiert, da musst du selbst vom Wahlkampf, musst dann jemand die Position der AfD einnehmen.
00:41:32: Das will keiner in der Klasse, wo man doch das wollte, keiner, muss da aber. Super.
00:41:36: Also, insofern, ich glaube, Schule ist, weiß ich nicht, ob Schule jetzt schlechter geworden ist als früher, weiß ich auch nicht so richtig, aber dann war es früher, war es auch noch nicht gut genug.
00:41:48: Ja, oder sie wird anders, aber auf jeden Fall einfach auf, naja, aber auch der Medienkonsum und was wir konsumieren, sozusagen unsere Freizeit an Inhalten,
00:41:57: das hat sich einfach geändert, und das können wir alle nicht ändern, sondern es geht letztendlich drauf zu reagieren.
00:42:04: Und dein Job ist es ja jetzt seit nicht viel Jahren, bist du jetzt selbstständig?
00:42:08: Oh, zehn Jahre jetzt schon, wow.
00:42:11: Dieses Jahr, also mit dem Bildungssystem.
00:42:13: Ich habe gar nicht von LinkedIn oder irgendwem mitwohnt gekriegt.
00:42:15: Markus Franz ist seit zehn Jahren Dingsdanks, bitte gratuliere ihm oder so.
00:42:20: Von anderen sehe ich das immer ständig bei LinkedIn.
00:42:22: Bei mir gab es das gar nicht, das Jahr.
00:42:25: Vielleicht hast du es nicht angegeben, wenn du geschadet bist.
00:42:28: Das sind es jetzt zehn Jahre.
00:42:30: Das heißt, auch wenn du deinen Auftrag gibst, sozusagen nicht nach dem Mund redest, sondern eine klare, naja, Anspruchshaltung formulierst,
00:42:43: wie du die Aufträge angehst, scheinst du dich ja trotzdem weiterhin finanzieren zu können.
00:42:49: Also du setzt nicht rein, weil du sozusagen rausgekickt, weil da einer wagt, Vorschläge zu machen.
00:42:57: Ich stehe vor den Leuten die ganze Zeit.
00:43:00: Ich sage, ich ändere nicht und sage so allen möglichen Kramen und ich sage, guck mal, ich stehe immer noch.
00:43:04: Keiner hat mich den Kopf kürzer gemacht.
00:43:06: Ich sage, alles Mögliche.
00:43:08: Ich bin ein freier Mensch und versuche mich nur einer zu verhalten.
00:43:12: Und letztlich, das hat bei der SPD zumal für Ärger gesorgt,
00:43:16: bei den Grünen, die ich übrigens schätze und bei denen ich innerlich total...
00:43:19: Das könnte man gar nicht meinen, wenn man nicht manchmal reden hört.
00:43:22: Genau, das könnte man nicht meinen.
00:43:24: Deswegen muss ich jetzt noch mal sagen und ich mag auch, dass sie so diskussionsfreundlich sind und so was.
00:43:28: Absolut.
00:43:29: Nur da sage ich eben auch immer offen und da spreche ich das Thema Gender und eigentlich viel offener an,
00:43:35: als vor allem anderen, weil ich ja auch immer zeigen will, Leute, ich predige immer Arsch in der Hose,
00:43:39: also muss man Arsch in der Hose auch zeigen und den beweise ich eben, indem ich mich nicht verstecke
00:43:43: und erst recht alles offen sage.
00:43:46: Deswegen werden jetzt so meine Abschlussfragen an dich.
00:43:49: Wenn du dein langes Leben als Boomer Generation resulierst, nein,
00:43:55: deine Erfahrungen einfach zum Thema, wie kann man klarer kommunizieren,
00:44:00: wie kann man seine eigene Haltung auch selbstbewusster, vielleicht auch nach außen.
00:44:05: Das ist ja auch das, was du schon gesagt hast, was wir den Kindern und in der Bildung mitnehmen wollen.
00:44:09: Wenn du jetzt so jüngere Kolleginnen in deinen Seminaren hast, egal ob Männern oder Weiblein,
00:44:18: was gibst du denn den jüngeren Generationen mit, die ja vielleicht nicht mehr so viel lesen
00:44:24: oder gar nicht mehr so damit konfrontiert werden, die mehr digital unterwegs sind?
00:44:29: Was sind da so deine, ja, Gradgeber will ich jetzt nicht sagen,
00:44:33: aber was erregt du denen, um in ihrem Job erfolgreich zu sein?
00:44:37: Im Grunde mache ich ja so Schreibseminare oder Redenseminare
00:44:40: und letztlich sage ich aber allen Leute, ich darf es nicht so nennen,
00:44:44: dass diese Seminare, wie ich eigentlich möchte, weil meine Seminare heißen eigentlich immer Arschnäuse.
00:44:49: Es gibt immer verdammte Hacker um Arschnäuse, es geht immer um um.
00:44:53: Ich sage, ihr könnt schreiben, ihr traut euch noch nicht.
00:44:55: Das ist sicherlich nicht, die Leute sind ja nicht doof, die können das alles
00:44:57: und da gehört auch kein Talent dazu.
00:44:59: Ich bin nicht talentierter als andere, ich bin nicht kreativ als andere.
00:45:01: Naja, Dinge auf dem Punkt zu kriegen, ist schon mühserbar, das kann man lernen.
00:45:04: Nein, das muss er wollen, dafür muss er Arschnäuse haben.
00:45:08: Das ist doch überhaupt kein Problem, irgendwas auf den Punkt zu bringen.
00:45:11: Also ich bitte dich, du sagst einfach deine Meinung.
00:45:14: So, und das trauen sich nur die Leute nicht.
00:45:16: Das hat mit Können nichts zu tun, sondern die sind einfach feige oder bequem oder sonst irgendwas.
00:45:22: Was gibst du denen mit, warum es sich lohnt, sich zu trauen?
00:45:26: Also ich will dich als Berufsbereiter haben.
00:45:28: Wenn man sonst nichts verändert.
00:45:30: Die eine Sache ist, ich glaube wirklich, dass man, wenn man in der Öffentlichkeit ist,
00:45:33: man hat die Verantwortung dafür, seinen Job auszufüllen und was Gutes draus zu machen.
00:45:38: Und das geht nicht, indem man oberflächlich hier langweilige, belanglose Texte macht.
00:45:42: Dann ist ja klar, dass man sich dadurch belohnt.
00:45:45: Und dann sehen die Leute letztlich immer in Seminaren ja auch,
00:45:47: weil sie dann werden so beklatscht, wenn sie ihre Texte neu schreiben und bejubelt
00:45:50: und dann fließen manche treten, weil die Leute so glücklich sind, was sie drauf haben.
00:45:54: Und du wirst einfach belohnt, weil du plötzlich siehst, dass du einen Unterschied machst.
00:45:58: Und dann machen wir das doch alles, um einen Unterschied zu machen.
00:46:01: Und nicht um nicht aufzufallen.
00:46:03: Weil das kann künstlich intelligent so wirklich besser als wir.
00:46:06: Das wäre jetzt aber für uns jetzt mehr arschredniger Hose auch für Zuhause im Gewahren.
00:46:13: Also ich würde das, was du sagst, auch unterschreiben,
00:46:16: für die jüngeren Leute, die am Anfang ihre Berufskarriere stehen.
00:46:20: Also durchaus mit Selbstbewusstsein, aber inhaltlich schon klar und durchdraft.
00:46:26: Die einfach rauszuhauen, sondern aber dazu zu stehen.
00:46:30: Und sich dann auch gerne mal überzeugen lassen, aber erst mal eine eigene Meinung zu bilden.
00:46:35: Einfach im Grunde, mein Rat ist auch immer, Leute, macht es so, dass ihr euch ein Spiegel gucken könnt.
00:46:40: Das ist das Wichtigste. Ihr müsst euch selber ein Spiegel gucken.
00:46:42: Überlegt euch, wie ihr leben wollt, wie wollt ihr ihre kostbare Zeit verbringen.
00:46:46: Und entspricht das euren eigenen Erwartungen, die ihr aneinander habt, was ihr macht.
00:46:52: Und da ist es eigentlich schon fast alles geworden.
00:46:56: Und was würdest du uns mitgeben wollen, wenn es ums geschriebene geht?
00:47:02: Weil heutzutage geht ja auch viel.
00:47:04: Einfach mal ich tippe was rein ins Handy oder wie auch immer,
00:47:07: wenn du sagst einmal, dass ihr euch noch selbst im Spiegel angucken könnt.
00:47:12: Was würdest du beim Schreiben und dem Direkten raus schicken?
00:47:15: Was würdest du uns damit geben?
00:47:17: Ich mag kurze Sätze, das ist ja selbstverständlich, nur in Deutschland nicht.
00:47:21: Aber sonst eigentlich überall kurze Sätze und pro Satz eine Information.
00:47:25: Du musst halt was zu sagen haben, nicht rumschweilen, sondern nachdenken.
00:47:28: Vor dem Schreiben immer nachdenken und überlegen, habe ich überhaupt was zu sagen.
00:47:32: Am besten dann manchmal gar nichts schreiben.
00:47:34: Aber wenn ich was zu schreiben habe, dann möglich ist das, was aussagst
00:47:38: und das zu Leuten bereicherst dadurch.
00:47:40: Schreiben ist für mich nie...
00:47:41: Das ist wirklich ein guter Punkt.
00:47:43: Das ist wie Ego, Schreiben ist nicht Ego, sondern Schreiben richtet sich immer
00:47:47: an andere Menschen außer den Schreibstagen hoch.
00:47:49: Deswegen ist Schreiben immer ein Dienst eigentlich an anderen Menschen.
00:47:53: Und wenn man das so versteht, dann schreibt man auch ganz anderes.
00:47:56: Das ist ein wunderschönes Schlusswort.
00:47:59: Also dem möchte ich fast gar nichts dazufügen,
00:48:02: weil das finde ich, das kann man sich jetzt erstmal auf der Zunge zergehen lassen
00:48:06: und sich ein bisschen selbst reflektieren.
00:48:08: Wann hält man das eigentlich selbst ein und wann geht es eigentlich nur um die eigene Meinung?
00:48:14: Sehr schön.
00:48:16: Also, ich danke dir Markus.
00:48:18: Das war sehr spannend.
00:48:20: Danke dir für deine Fragen.
00:48:22: Tschüss.
00:48:24: Good job.
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