#04 Weniger Canceln, mehr Gerhard Schröder - was Markus so auf die Palme bringt?

Shownotes

Unsere Podcast Folge 'Weniger Canceln, mehr Gerhard Schröder' nehmen wir tatsächlich an Schröders 80. Geburtstag auf - und fragen uns, wie umgehen mit einem Onkel auf der Familienfeier, der selbstgefällig auf sein Leben blickt und den Ast nicht absägt, auf dem er gut versorgt sitzt trotz fieser Geschäfte und schlimmer Freunde, oder vielmehr im Schröder Falle: trotz Kriegsverbrechen und Korruption.

Markus erzählt von seiner besonderen Beziehung zu Bundeskanzler Schröder während seiner taz Zeit als Reporter... und noch von manch anderer (interessanten!!!) Geschichte hinter den Vorhängen der Macht, wo Politiker und Journalisten dann auch nur Menschen sind.

Ich höre eigentlich nur gebannt zu bei all den Insider Stories und kreise um den Mensch Gerhard Schröder und die verpassten Chancen für ihn selbst, unser Land und was menschlich daraus zu lernen wäre für unsere eigene Familienfeier.

Und das diskutieren wir rund um Altkanzler, Putinfreund, Gaslobbyist und jetzt Persona non grata:

  • wenn Schröders Frisör schon nicht mehr will
  • warum wird immer der ganze Mensch, und nicht nur seine Meinung abgelehnt
  • hört Freundschaft bei Geld auf oder bei Macht
  • die nackte Angst der SPD
  • Speichelleckerei gegenüber den Mächtigen
  • Politiker mit Arsch in der Hose
  • Selbstgefälligkeit erlaubt bei Lebensleistung
  • warum es richtig war, die Putin Freundschaft nicht direkt fallen zu lassen
  • man mag in einfach - oder: Markus mag ihn einfach
  • Machtmissbrauch im Bekenner Journalismus
  • Matthias Machnig, Markus will mit Dir eine ehrliche Politiker Biographie schreiben
  • Kinder statt Inder, wer erinnert sich
  • warum uns und Journalisten mehr Demut gut täte im Umgang mit anderen Menschen

erwarten dich, ausserdem: unsere Tipps für erste Schritte, wie jeder von uns Arsch in der Hose zeigen kann, indem wir bei uns selbst beginnen, Menschen als Menschen zu begegnen... um ins Machen zu kommen - wie's doch geht?!

Wir freuen wir uns auf Dein Kommentar, Lob, Kritik und Ideen auf Facebook oder Instagram oder Linkedin oder direkt an: nicola@wies-doch-geht.de

Namedropping dieser Folge:

SPD, CDU, AfD, taz Tageszeitung, DGB Deutscher Gewerkschaftsbund

Gerhard Schröder, Putin, Oskar Lafontaine, Peer Steinbrück, Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, Kevin Kühnert, Matthias Machnig, Doris Schröder Köpf, Aussenministerin Analena Baerbock, Jürgen Rüttgers, Franz Beckenbauer

Unsere Shownotes:

Markus erhellende Buchempfehlung: Kai Diekmann, 'Ich war BILD'

ARD Dokumentation in Mediathek abrufbar 'Außer Dienst? Die Gerhard Schröder Story'

Buchempfehlung Madeleine Albright: Memoiren 'Die Hölle und andere Reiseziele' einer US Aussenministerin

Transkript anzeigen

00:00:00: Markus, hallo. Nick, hallo. Ich weiß, du bist im Pörd, deswegen heute meine Frage an dich.

00:00:07: Warum bringt dich eigentlich der Umgang mit Gerhard Schwölder so auf die Palme?

00:00:11: Das ist so typisch, dass man Leute, die sich eigentlich verdient gemacht haben, dass man die

00:00:21: wegen, was man die dann einfach so fallen lässt. Das ist ja überhaupt mit vielen von unseren Superstars,

00:00:31: das war bei Beckenbauer so, das ist bei anderen eben auch so. Und ich finde, man sollte einfach

00:00:37: mal die Gesamtleistung der Menschen erwürdigen. Und was mich eben wirklich auf die Palme getrieben

00:00:43: hat, also ich von Kai Diegmann, ehemaligen Bildchefredakteur, das Buch gelesen habe,

00:00:48: ich war Bild, übrigens sehr lesenswert, unfassbar, selbstkritisch, sehr erhellend, ist halt ein

00:00:54: Journalist. So und da stand die Geschichte drin, dass der Friseur von Gerhard Schwölder sich weigert,

00:01:01: jetzt neuerdings Schwölder zu frisieren. Die Geschichte, ja, die hat mich so frustriert,

00:01:11: weil ich mir gut vorstellen kann, dass der in seiner Friseursch-Stube hatte, der wahrscheinlich

00:01:16: ein Foto von sich und Gerhard Schwölder, wahrscheinlich mit Goldrahmen und so weiter,

00:01:21: wahrscheinlich mit einer Unterschrift von Gerhard Schwölder, wahrscheinlich hatte er da jeden

00:01:24: Tag dreimal einen Diener davor gemacht und hat seine Kunden darauf hingewiesen, hat das Foto so

00:01:28: gehängt, dass alle seine Kunden das sehen. Und dann gerede halt jemand wie Gerhard Schwölder

00:01:33: total in Faschist, ne, in einer allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung und schwupps ist ihm das dann

00:01:37: zu peinlich oder zu gefährlich oder geschäftsstädigend und dann hängt dann nicht nur das Bild ab,

00:01:42: sondern dann weigert er sich eben Schwölder zu frisieren, weil jemand könnte ja sehen,

00:01:46: dass der Altkanzler zu ihm in die Friseursch-Stube kommt. Wobei ich mal vermuten würde,

00:01:53: dass die meisten Leute eben das trotzdem begrüßen würden oder gut fänden und auch den

00:01:58: Kanzler herzlich begrüßen würden, denn Altkanzler, das glaube ich noch. Zum Schutz jetzt mal von dem

00:02:04: Friseur würde ich schon sagen, es ist ja eine unternehmerische Freiheit, welchen Kunden ich

00:02:10: bedienen möchte. Und die hat er sich ja auch genommen, wenn du privatwirtschaftlich unterwegs

00:02:17: bist, kannst du dir ja diese Freiheit nehmen. Ja, das ist sowieso, das ist auch gut, dass du das sagst,

00:02:21: weil das habe ich mir eh überlegt. Ich kenne diesen Friseur ja nicht. Also insofern, wenn er

00:02:26: zuhören sollte, ich will ihm auch keinen Unrecht tun. Also wenn er wirklich der Meinung ist, dass das,

00:02:31: was Schwölder da tut, das kann er wirklich so überhaupt nicht ab. Und das lässt sich überhaupt

00:02:36: nicht mit seiner Einstellung vereinbaren und er mag den jetzt nicht und lehnt den total ab. Und

00:02:42: wenn das wirklich die Gründe sind und er wirklich persönlich nicht mehr sehen will, dann meine Güte

00:02:48: ist ein gutes Recht. Die Frage ist nur, ich bin da eben sehr misstrauisch. Ich vermute mal eben,

00:02:53: weil das ist ja auch so ein Trend in Deutschland, ja, vielleicht auf der ganzen Welt, ist vielleicht

00:02:57: das überall so, Menschen sind so, aber da gibt es halt eine Mehrheitsmeinung und die meisten

00:03:02: Menschen schließen sich dieser Meinung dann eben an. Das finde ich dann besonders schlimm, wenn es

00:03:07: eben um Persönliches geht, dass Menschen immer persönlich diffamiert werden. Kann man denn nicht

00:03:14: irgendwie die Meinung eines Menschen einfach nur ablehnen oder die kritisieren? Wieso muss man

00:03:20: gleichzeitig den Menschen ablehnen? Das verstehe ich nicht. Also ich finde ja dieses Thema auch

00:03:28: spannend für unseren Podcast "Mehr Arsch, weniger Hose", weil zum einen glaube ich, dass Gerhard

00:03:36: Schulter schon Mensch ist, der in seinem Leben oft mehr Arsch in der Hose hat. Und zum zweiten,

00:03:46: weil ich mir es auch jetzt auf meiner persönlichen privaten Ebene vorstelle, das ist ja wie auf so

00:03:51: einer Familienfeier, da gibt es einen Onkel oder eine Tante oder einen Großvater, Großmutter, die

00:03:58: hat vielleicht oder sagt hässliche Dinge, hat irgendwie Freundschaften um Beziehungen, die man

00:04:05: überhaupt nicht gut heißen kann und treibt dann auch noch irgendwie Geschäfte und verdient Geld

00:04:12: mit etwas, was so total gegen meine Überzeugung ist. Und das kennt glaube ich jeder ja gerade von

00:04:19: diesen jährlichen meistens ja zu Weihnachten oder Hochzeiten, wie auch immer Familienfeiern,

00:04:24: dass man dann ja sich schon überlegen muss, wie gehe ich denn damit um? So und heutzutage ist

00:04:33: der Begriff "Känseln" ja dann auch schnell im Raum, also lad ich ihn erst gar nicht ein. Das

00:04:41: gilt ja nicht nur für öffentlich auf der öffentlichen Bühne. Also so eine Art Persona non grata und

00:04:48: aber für mich persönlich, ja wie würde ich reagieren im Kreise von so einer Familienfeier und

00:04:55: ich sag mal SPD, umgehend hat Schröder ist ja wie so eine große Familie und ich glaube er sagt ja

00:05:01: auch, also er wird auf keinen Fall aus der SPD austreten, auch wenn manche Agierende ja nicht

00:05:09: ernst nehmen kann. Ich glaube so formuliert hat das irgendwie. Ja ich meine die Frage lässt sich

00:05:13: jedenfalls, ich kann für mich ganz leicht beantworten, also ich kenne schon Leute, die weiß ich nicht,

00:05:18: ob die jetzt wirklich AfD gewählt haben, aber jedenfalls überlegt haben, AfD zu wählen und

00:05:24: damit krokettieren eben so aus Protest. Das sind eher Leute, die so links denken und die eben so

00:05:29: argumentieren. Hier kommen so viele leute muslimischen Glaubens, das bringt zwangslotwendigerweise,

00:05:34: das bringt aus eben mehr Antisemitismus in unser Land, dann sind hier eben auch nicht alle so weit,

00:05:41: was Gleichberechtigung für Geschlechter angeht, Schul von Schulenrechten und so weiter gar nicht

00:05:46: zu reden. David Stern tragen, wir kennen es so, Jugendtum, auch dann alles schwierig und die

00:05:52: wählen dann eben oder wählen aus trotz der möglichen Weise die AfD aus eher Gründen, die eher so

00:06:00: links zu verorten sind. So jetzt jetzt die Frage, will ich jetzt mit den Leuten das wenig zu tun,

00:06:06: ich würde AfD auf keinen Fall wählen und ich erwege das auch in keiner Weise, aber diese Leute

00:06:11: sind meine Freunde, ich schätze die und weil die eine andere Meinung haben als ich und aus irgendwelchen

00:06:16: Gründen irgendwas anderes tun, soll ich jetzt nicht mehr mit den Befreunden sein oder die nicht

00:06:20: mehr einladen und ich soll in meiner Familie gibt es sowas nicht, aber selbst wenn, wenn

00:06:26: irgendwann meine Eltern oder meine Geschwister das erwegen würden, würde ich dann anders mit

00:06:31: denen umgehen? Nein und da gar keinen umstätten, würde ich damit anders umgehen, aber ich will mich

00:06:35: damit auch nicht über andere Leute erheben, ich verstehe das das andere da anders reagieren als

00:06:40: ich, aber dafür ist ja vielleicht unser Gespräch gerade ganz gut, ich möchte Leute eben einfach

00:06:44: nahe bringen, einfach mal über solche Sachen nachzudenken, ich will ja nicht meine Meinung predigen

00:06:48: und sagen genauso muss man das sehen und ich empöre mich nicht über Leute, die anders denken,

00:06:53: ich möchte nur zum Nachdenken der über anreizen, muss man das so machen und kann nicht das

00:06:59: menschliche in vordergrund stellen. Ja und jetzt zum Thema Freundschaft, das spielt ja auch bei Gerhard

00:07:06: Schröder eine Rolle, normalerweise heißt ja so ein Spruch, bei Geld hört die Freundschaft auf,

00:07:12: von außen betrachtet hat man eher den Eindruck, bei Gerhard Schröder fängt da die Freundschaft an,

00:07:18: weil er sich ja schon finanziell abhängig macht von seinem Putinfreund. Er ist so wie ich sagen

00:07:26: bei Macht hört die Freundschaft auf und das betrifft dann die SPD, die SPD hat eben einfach Angst

00:07:32: vor den Machtverlust und auch der Bundespräsident, der jetzt war Gerhard Schröder zum 80. Geburtstag

00:07:38: gratuliert hat, aber irgendwann ihm mal nicht gratuliert hat, ich weiß nicht, ich weiß nicht,

00:07:44: irgendwo hat er immer nicht gratuliert und das hat wirklich Schröder echt getroffen, weil

00:07:48: Walter Steinmeier, der Bundespräsident, seine Karriere wirklich Gerhard Schröder zu verdanken hat,

00:07:53: muss man wirklich sagen, wobei Steinmeier eben auch wirklich treu war und ein super Arbeiter

00:07:59: ohne ihn wäre, Schröder wahrscheinlich auch nicht so weit gekommen. Aber insofern ist es,

00:08:04: gehe ich hier erstmal wieder auf die Perspektive, dass ich eher eben was auf Schröder zu kritisieren

00:08:09: und mit dem Geld, dass ihm das wichtig ist und so weiter, kann ja sein, aber das kann ich vielleicht

00:08:13: nicht so gut beurteilen, weil ich die Beweggrüne von Schröder nicht so gut kenne, dafür aber die

00:08:18: Beweggrüne der SPD und da ist eben einfach die nackte Angst, eben einfach mit Schröder in Verbindung

00:08:23: gebracht zu werden und deswegen versuchen sich von ihm eben zu distanzieren und ja, das ist das,

00:08:30: worauf es mir ankommt, jetzt, wozu soll ich jetzt auch noch Schröder kritisieren? Wo soll

00:08:35: ich alles Schröder kritisieren? Ja und wegen Geld, der hat wirklich was mit Geld zu tun,

00:08:40: ich nehme Schröder ab, dass er, dass er Putin als Freund sieht, so ob das berechtigt ist oder

00:08:50: nicht, ob Putin ihn auch als Freund sieht, das weiß ich nicht, ich kann mir vorstellen, dass der

00:08:54: russische Geheimdienst Putin auf Schröder angesetzt hat, ich weiß es aber nicht, kann sein, dass

00:09:00: Putin die Freundschaft nur spielt und dass wir dann clever, aber dass Schröder freundschaftliche

00:09:05: Gefühle für Putin empfindet, das nehme ich ihm ab, da sieht man auch Fotos, das nehme ich ihm ab,

00:09:09: so und deswegen oh Geld für mich, glaube ich, keine Rolle, das kann mir nicht vor, vielleicht

00:09:15: ist es so und wenn meine gute guckt ihr die Fußballer an, guckt ihr alle an, guckt ihr die

00:09:19: Korruption in der Welt an, guckt ihr die Korruption in Deutschland, guckt ihr das alles an, natürlich

00:09:23: sind die meisten Leute an Geld interessiert und warum dann Schröder nicht? Aber ich finde mit dem

00:09:29: Geld, da kommt ja dann so ein Thema rein, so ich würde sagen mal so heuchlerisches Moment, kommen

00:09:35: wir zurück so auf die Situation Familienfeier, in dem Fall die SPD Familienfeier und das sitzen ja

00:09:43: dann viele noch mit dabei Steinmeier und Co, die ja selbst mal von diesem Geld und diesem Netzwerk

00:09:49: profitiert haben und vielleicht kommt auch so ein Moment, dass man so merkt so, ah ich habe

00:09:56: eigentlich meine eigene Vergangenheit oder Einstellung dazu, habe ich die eigentlich schon so

00:10:00: aufgearbeitet, habe ich die schon zurechtgerückt, hat die SPD schon so eine einheitliche Russland

00:10:07: Strategie gefunden oder sind die genauso noch divers in der Diskussion und vielleicht

00:10:13: möchte man so ein Bild dann nach außen hin abgeben und gibt sich selbst in so eine Position

00:10:17: wo man vielleicht so als Unbeteiliger von außen sagt, so meinst du das jetzt ernst oder ist

00:10:24: das jetzt pure Heuchelei? Das kann alles sein, ich will das niemals absprechen, dass jemand wirklich

00:10:28: an ihm verzweifeln, dass so tiefs ablehnt und meine Erfahrung ist eben und da bin ich mal wirklich

00:10:34: misstrauisch, dass es eben meistens einfach aus Anpassungen ist, aus Angst, das muss ich dann

00:10:38: eben distanziert und dann ist eben die Frage, da geht es dann auch wieder um eine Frage von

00:10:44: Manieren, was ich aber der SPD öfters mal beklage, dass es jetzt jemand wie Kevin Kühnert, dass der

00:10:49: mir jetzt dem Schröder ausdrücklich nicht gratuliert zum 80-jährigen Geburtstag, okay da hat

00:10:56: Schröder jetzt gesagt irgendwas der Knilch oder irgendwie sowas hat ihm beleidigt, das muss

00:11:01: nicht, sowas finde ich jetzt auch nicht gut, aber das Wort Knilch oder irgendwas sowas? Ja irgendwie,

00:11:06: also auf jeden Fall eher abwertend. Ja, jedenfalls abwertend, ja, ich kann nicht verstehen, weil

00:11:12: so ein junger General-Register dann meint er ihm nicht gratulieren zu müssen aus irgendwelchen

00:11:17: Gründen und bei all dem, was Schröder für seine Partei eben auch getan hatte, ich meine, der war

00:11:21: Bundeskanzler und da waren die ganzen Speichelecker waren unterwegs, ich hab das selbst gesehen,

00:11:26: ich hab den Journalisten begleitet, der ist dann immer so, die machen sich alle ein bisschen

00:11:32: kleiner, damit sie zu ihm aufgucken können, ja, diese Speicheleckerei gegenüber diesen mächtigen

00:11:37: Menschen, die ist so unfassbar und die selben Leute, die speichelecken, die wenden sich dann nicht

00:11:42: mal als Erste ab und das ist was eben, wogegen ich mich so wenden, und das finde ich ja, gehört

00:11:48: mindestens an gutem Benehmen gehört auch dazu und das ist einfach, dass man so jemanden, der sich

00:11:52: so verdient gemacht hat auch um unser Land, also ich bin jetzt nicht 100% sicher, ob seine Agenda,

00:11:59: ob die wirklich Deutschland den Arsch gerettet hat, ja, aber die meisten Leute würden das ja

00:12:05: annehmen, ja, und dieser Typ, weil du hast gerade mal angesprochen, das gehört Schröder, also wenn's

00:12:09: mal ein Politiker gab, der Arsch in der Haus hat, dann ist das gehört Schröder, so und das darf man

00:12:16: nun wirklich nicht vergessen, der Typ hat seine politische Zukunft auf Spiegesetz durch die

00:12:20: Agenda 2010, ja, der hat dann als in Nordrhein-Westfalen die Wahl verloren ging, hat er Neuwahlen,

00:12:28: hat er die Bundestagswahlen ein Jahr vorgezogen und das hat sein Ende besiegelt, hätte der ein Jahr

00:12:33: gewartet, bis sich die Reformen auswirken, dann hätte er die Bundestagswahl gewonnen, der hat

00:12:39: sein eigenes politisches Schicksal, hat er wirklich, hat er riskiert und natürlich das damit von vielen

00:12:45: seiner Genossinnen und Genossen klar, aber das war wirklich mal aus Überzeugung fürs Land, das war

00:12:51: nicht für ihn, was der menschlich aushalten musste, ja, so, das war enorm, ja, und deswegen gilt

00:12:57: ihm für immer mein Respekt, weil er anders als die Allermeisten, der hat Arsch in der Hose, ja,

00:13:04: und das finde ich bemerkenswert. Und doch, also ich habe die wirklich sehr spannende Dokumentation

00:13:13: über ihn, die ist in der IED-Mediathek abrufbar, sind so um die 60 Minuten, da hat ihn ein Reportateam,

00:13:23: hat ihn über sehr lange Zeit begleitet, also war auch auf Reisen, da ging es nach China, aber auch

00:13:30: eben zu Hause und auf dem Golfplatz und na ja, was ich schon sagen muss, ist, dass sich Gerhard Schröder

00:13:38: schon wie so dieser Onkel auf der Familienfeier verhalten hat, so ganz klassisch, der auch schon

00:13:45: viel in seinem Leben geleistet hat, sicherlich die Familie im Gesamt, auch nach vorne gebracht hat,

00:13:51: finanziell unterstützt und so weiter, aber er kommt schon sehr selbstgefällig daher.

00:13:57: So, trotz Lebensleistung aber einfach mal nur für den Moment, mit fortgeschrittenem Alter,

00:14:04: hatten sehr Tunnelblick, also hat viel abgetan, andererseits dachte ich, wollte natürlich

00:14:13: Souverän rüberkommen und hat durchaus auch seine Lebensleistung da auch selbst zum Gespräch gemacht,

00:14:20: aber dann dachte ich mir so, na ja, inzwischen, ich glaube, seine fünfte Ehefrau ist es, die hat er

00:14:26: immer dabei und an der Hand geführt und dann dachte ich, na ja, bei irgendeinen Braucher in

00:14:30: zwischen doch so, auch so eine moralisch-selische Stütze, so interpretiere ich das für mich,

00:14:37: weil es doch wahrscheinlich sehr kräftezehrend ist, diese Tunnelblick gegen alle anderen da draußen

00:14:45: so ein bisschen aufrecht zu halten, andererseits, was dagegen spricht gegen die Selbstgefälligkeit,

00:14:51: es scheint, dass er ja seine politische Feindschaft mit dem Herrn Lapp und Thén,

00:14:58: dass er da den Schritt gemacht hat, sich auszusöhnen, so was finde ich wieder sehr

00:15:03: souverän und gut. Also erst mal würde ich sagen, ja man ist 80, ich ist schon mal einfach so

00:15:10: ein Alter, ich glaube, weiß ich nicht, ob man da Leute dann noch unter dem selben Maßstab messen muss,

00:15:16: wie wir alle anderen auch, man weiß nicht, wie sein Gesundheitszustand ist und so weiter,

00:15:20: na? So, dann, wenn er selbstgefällig wäre, dann ist das für mich überhaupt kein Problem

00:15:26: mit dieser Lebensleistung selbstgefällig zu sein, okay, das gönne ich ihm wirklich,

00:15:30: also ich bewundere jeden, der berühmt erfolgreich ist, nicht selbstgefällig zu sein,

00:15:34: das ist nicht halt selbstverständlich, das bringt dieser Ruhm, bringt das eben nur mal mit sich

00:15:38: und er war eben normal und er musste immer ein Kämpfer sein, also du musst ja einen unfassbar

00:15:43: starken Willen haben, dich aus dieser Geschichte hervorzuarbeiten, also Mutter war alleine erziehen,

00:15:47: war Putzfrau, na? So, und dann hat er sich da eben alleine hochgekämpft und mit einer ungewöhnlichen

00:15:55: Art, er war ja wirklich so ein Rabauke und viele wollten ihn verhindern und er hat es dann geschafft,

00:15:59: ganz klar zu werden und da hat er sich dann auch durchgesetzt mit seiner Agenda, ja, dieser Typ

00:16:04: war ganze Zeit im Kampfmodus immer gegen alle, ja, so und deswegen kämpft er jetzt eben auch diesmal

00:16:10: gegen drei Viertel des Landes, kämpft er jetzt eben wieder mit seiner Haltung gegenüber Putin und

00:16:14: so weiter, deswegen ist es für mich alles logisch, auch nicht, sehe wenigstens eins, unabhängig

00:16:22: jetzt von aktuellen Äußerungen, dass er sich damals nicht sofort von Putin losgesagt hat,

00:16:27: als Putin die Ukraine überfallen hat, das fand ich richtig, weil er hat zumindest geglaubt,

00:16:38: dass er die Chance hat, was beeinflussen zu können, weil aus seiner Sicht ist er ja mit

00:16:43: Putin befreundet und du kannst ja nur dann was bewegen, wenn du als Freund dahin gehst,

00:16:49: sonst kannst du nichts bewegen und jetzt, wie wir wissen, ist er dahin gefahren,

00:16:53: so hat er natürlich nichts bewirkt, er hat ihm auch keine Vorwürfe gemacht,

00:16:56: den Putin hat er jetzt glaube ich auch im Interview gesagt, so kommt man noch nicht weiter,

00:17:00: wenn man heute einen Vorwürfe macht, wie Anna-Lena Baerbock, unsere Außenministerin,

00:17:04: nach China fährt und den erst mal sagt, dass sie eine Diktatur sind, glaube ich nicht,

00:17:08: dass das besonders siehführend ist und das hat Schröder deswegen klugerweise auch nicht

00:17:12: gemacht. Er hatte wenigstens die Chance und er hat wenigstens versucht seinen Einfluss

00:17:17: Geld zu machen, während wir andere nur rumgequatscht haben und 5000 Häme in die Ukraine geschickt

00:17:24: haben wie unsere damalige Verteidigungsminister Frau Lambrecht. Er hat deswegen versucht,

00:17:29: so war vielleicht naiv, war irgendwas, aber er hat es versucht und das ist für

00:17:33: einen einzelnen Menschen uns das schon mal verdammt fehl, mehr als die allermeisten von uns jemals getan haben.

00:17:38: Ja und wenn du ja sagst, dass mit der Lebensleistung anerkennen ist, eben ja, wenn ich die richtig

00:17:48: verstehe, vor allem deinen Punkt, aber oft ist es ja in Diskussionen, ob es jetzt in der Familienfeier

00:17:54: ist oder im Freundeskreis, ja schon so, also man muss dann schon sehr viel Wissen mitbringen und

00:18:00: seinen eigenen Anstell sagen, will ich weiter im Gespräch bleiben, weil ich eben die Leistungen,

00:18:14: die der Mensch schon verbracht hat, gut fand oder Dinge, die man gemeinsam erlebt hat und der Punkt

00:18:21: ist ja dann wirklich so, ab wann kippt es so und wie könnte man vermeiden, dass es schneller kippt,

00:18:28: also es vielleicht gut ist, um Menschen als fehlbare Wesen trotzdem annehmen zu können.

00:18:37: Ja das hört sich aber sowas hier so an, als wenn du machst du nicht, aber wenn du eine Strichliste

00:18:42: machen würdest, so porren konnta, was spricht dafür, dass ich weiter mit ihm umgang pflege,

00:18:47: was spricht dagegen, dafür spricht dagegen, das hört sich so ein bisschen nach Bewertung von

00:18:52: Menschen an und bei mir ist eben mein Menschenbild, dass ich erstmal grundsätzlich versuche,

00:18:56: Menschen zu respektieren, dass ich Menschen mag, dass ich versuche, das positive aus Menschen zu

00:19:01: ziehen und dass ich mich nicht über das negative erhebe, da gibt es auch in der Bibel, wer den

00:19:07: Stein werft und so weiter, ja bei den ersten Stein werft, wer den ersten Stein werft und so weiter,

00:19:14: ich merke, also da bin ich wahrscheinlich wirklich ziemlich christlich unterwegs, auch das, was

00:19:19: irgendwie, es gibt nichts, was ich schröder verzeihen müsste, aber das fehlt mir auch so ein

00:19:23: bisschen, ja insgesamt in unserer Gesellschaft, wir sind so bösartig zum Teil, wir versuchen,

00:19:29: Leute zu vernichten, wir versuchen uns über andere Leute zu erheben und das ist bei

00:19:33: Schröder ja auch, endlich kann man es ihnen geben, endlich kann man dieser tollen Figur,

00:19:37: diesem ehemaligen Bundeskanzler, endlich kann man ihm mal einen auswischen und man kann gegen

00:19:41: ihn sein, gegen die Leute, die wirklich was geleistet haben in ihrem Leben, das finde ich

00:19:47: manchmal, das muss nicht kleinlich sein, wie gesagt, ich respektiere es auch, wenn andere Leute

00:19:51: eine andere Überzeugung haben, aber ich betrachte Menschen in erster Linie erst mal als Menschen

00:19:56: und gucke, ob sie mir persönlich vielleicht auch gut tun und sehe aber eben auch das positive

00:20:03: und das streiche ich nicht irgendwie weg, das lässt sich für mich nicht überlagern durch

00:20:08: irgendwas Negatives, schon gar nicht durch politische Ansicht, sowas sind mir so völlig fremd,

00:20:13: ja und das ist eben bei Kevin Kühnert, vermute ich mal, vielleicht tue ich immer auch,

00:20:16: vermute ich, der stellt eben noch die Politik über das menschliche, ja kann man machen,

00:20:22: so sieht er auch aus, der ist ja auch, aber ja das ist jetzt gemein, ich nehme es auch zurück,

00:20:27: aber er wird so ein bisschen verkniffen immer, ich habe aber hohen Respekt vor dem,

00:20:32: weil er sich wirklich super ausdrücken kann, der ist sicher sehr klug, also wir hatten Wertekompass,

00:20:38: also ich finde den beeindruckend, aber in dem Fall, ich sage nicht, dass er kleinlich ist,

00:20:44: aber sein Verhalten empfinde ich als kleinlich und hat vielleicht, vielleicht auch mit dem Alter

00:20:49: zu tun, aber das klingt dann auch wieder ein bisschen großväterlich. Ja, vielleicht bleiben wir mal

00:20:54: bei Kevin Kühnert als jemand, der für eine jüngere Generation steht, und wir nehmen mal Gerhard

00:21:00: Schröder als jemand, der eben für eine ältere Generation steht, die mit einer ganz anderen

00:21:05: Vita sich nach oben gearbeitet hat, obwohl das kann man als junger Mensch auch, das streiche ich auch

00:21:14: wieder, aber für eine jüngere Generation ist es ja schon so, dass jetzt auch der Umgang mit

00:21:22: Menschen, die nicht zu 100 Prozent, nicht mal mehr zu 50 Prozent, dem allgemeinen Kompensens

00:21:28: entsprechend wieder mit umgegangen werden, also das schon so Vorbildcharakter, deswegen finde ich

00:21:35: die Diskussion auszuspannen, nicht weil wir ein Polit-Podcast auf einmal sein wollen, sondern

00:21:41: weil es eben darum geht, es hat eine Vorbildfunktion, alle Medien springen natürlich auf den 80. Geburtstag

00:21:49: drauf, es wird rauf und runter gemutmaßt, gemeint und ja, reflektiert, ganz unterschiedlich,

00:21:58: aber Weiler ebenso mit dem ganzen Russland-Thema, Putin aber auch seinem Geld und seiner finanziellen

00:22:08: Vorteilen, die er da so im Fokus steht und eigentlich nichts Gutes mehr dran gelassen

00:22:16: werden kann. Wie, warum soll eine jüngere Generation dafür die Lebensleist, das in den

00:22:27: Vordergrund haben, wo wir doch so dringliche Themen zu lösen haben? Ich weiß gar nicht,

00:22:33: ob die Jungen sich überhaupt aufregen über ihn, man merkt ja daran, was für eine aufmerksam

00:22:38: Kante 80 ist, wie die Leute im Grunde von dem Faszinierter, im Grunde auch viele Journalisten,

00:22:42: weiß ich ja ganz genau, die mögen den halt trotzdem nicht schätzen, denn die trauen sich

00:22:45: das nur nicht zu schreiben. Als ich da redenschreiber von Per Steinberg war, da haben sich die großen

00:22:49: Jungs von den großen Zeitungsspiegeln und so, die haben sich mit mir getroffen und haben

00:22:53: mir dann immer vorgeheult, ja, ich finde den Per Steinberg ja auch gut, aber das darf

00:22:57: ich nicht schreiben, wir müssen den runterschreiben, hieß es dann immer, ich habe nur gekotzt,

00:23:01: das ist einfach die, das eben auch so intelligente, so hochbezahlte, kluge, sonst so mutige Leute,

00:23:09: die alle sonst irgendwie, die immer alle kritisieren und so weiter, dass die sich ja aber dann

00:23:13: irgendwie so ein bestimmtes Mainstream folgen, und das ist einfach, das ist einfach enttäuschend

00:23:20: und ich glaube aber, dass sie in Wirklichkeit, den geht es wahrscheinlich wie mir, alle,

00:23:26: die immer kennengelernt haben, wir mögen den einfach, man mag ihn einfach, wenn man mit

00:23:31: dem zu tun hatte, man mag ihn einfach. Weil er so eine Aura hat? Ja, ich sage mal jetzt,

00:23:37: bei mir ist eben, ich bin, insofern kann man vielleicht alles, was ich bisher gesagt habe,

00:23:41: kann man vergessen, weil das alles mit meiner persönlichen Geschichte, mit Gerhard Schröder

00:23:44: zu tun hat, insofern, ich bin auch, ich bin sehr befangen, weil es fing so an, ich habe

00:23:50: damals, das ist mir sehr peinlich das zu sagen, sorry, ich muss jetzt ein bisschen reden,

00:23:56: das ist mir sehr peinlich, ich habe damals als Tatsredakteur, habe ich Partei für

00:23:59: Oskar Lafontaine genommen gegen Gerhard Schröder. Ja, kann ich kurz sagen, um was es dann ging,

00:24:06: nur damit wir alle mitgekommen sind.

00:24:07: Damals war in der Streit, wer von den beiden SPD-Spitzenleuten

00:24:12: Oscar Lafontaine oder Gerd Schröder wird ein Kanzlerkandidat.

00:24:15: Lafontaine war Parteichef und hatte eigentlich das erste Zugrifferecht,

00:24:19: aber Gerd Schröder war eben populärer.

00:24:21: Als er dann die Niedersachsenwahl Hausruf gewonnen hat,

00:24:24: hat sich die Partei dann für ihn entschieden.

00:24:27: Lafontaine ist dann gegenüber Schröder zurückgetreten.

00:24:31: So, und ich habe panischerweise, sollte man das Journalist ja nicht tun.

00:24:35: Ich fand Lafontaine nicht besser, habe irgendwie in seinem Sinne eher geschrieben,

00:24:39: habe viel gegen Schröder geschrieben, dachte er ist eher so ein Fähnchener Wind und so weiter.

00:24:43: So, jetzt hat eine ganz kluge Frau, das ist echt interessant,

00:24:46: aus der Niedersächsischen Landesvertretung, ganz tolle Kollegen,

00:24:50: die sagte sich, das kann so nicht sein, was der Typ da, der Franz macht.

00:24:54: Wenn die sich erst mal kennenlernen, die beiden, dann wird er sich ja anders aussehen.

00:24:58: Ja, richtig so.

00:24:59: Ich habe dann noch, bevor Schröder Kanzler war,

00:25:02: sind ja Journalisten, Trossbegleiter, die ihn aufreisen.

00:25:05: Und dann irgendwann Schröder dann auf ihre Veranlassung hin, Franz, komm mal her,

00:25:09: so wie der heißt auf Räder.

00:25:11: Hat dein Nachname Franzi.

00:25:13: Ja, genau, habe ich zu ihm ins Auto gestiegen und eine Viertelstunde Fahrt.

00:25:17: Wir steigen aus, war total lustig.

00:25:20: Und dann rechnen natürlich jeder damit, bei der nächsten Station,

00:25:24: jetzt kommt dann dann doch der vom Spiegel oder vom Stern in sein Auto.

00:25:27: Er wieder Franz, also ging das dreimal.

00:25:29: Vielleicht hatte der auch Bock, die anderen zu provozieren.

00:25:32: Das kann schon gut sein.

00:25:33: Die großen Jungs nimmt er den kleinen Tatz, der Jungen nimmt er da immer,

00:25:36: dreimal hinter anderem mit ins Auto.

00:25:38: Nur die Sache war die, was sich die Kollegin ausgedacht hat,

00:25:42: hat einfach funktioniert.

00:25:43: Ich war beeindruckt davon, wie offen man mit dem reden kann,

00:25:46: weil das muss ich von mir sagen, ich bin halt schon offen

00:25:50: und ich habe den Sachen um die Ohren geknallt.

00:25:52: Macht jetzt auch nicht jeder, aber eben möglicherweise charmant.

00:25:55: Ich glaube, ich habe mir wirklich mit der Hand,

00:25:57: ich habe mich sogar aufs Ohr schenke geklopft

00:25:59: und habe ihm drei Fragen gestellt.

00:26:01: Ja, ja, ich bin so.

00:26:02: Aber das fand der eben gut.

00:26:04: Und deswegen haben wir uns eben auch verstanden.

00:26:06: Und das ist eben so.

00:26:08: Und durch diesen Kontakt, so hat das angefangen,

00:26:11: da bin ich als einer von drei Journalisten,

00:26:13: mit ihm nach Polen geflogen und sagst die ganze Zeit neben mir im Flieger.

00:26:16: Und dann liegen diese Gespräche eben genauso weiter eigentlich.

00:26:19: Ich will nicht sagen kumpelig, das geht so weiter.

00:26:22: Aber eben so, dass ich dachte, mit dem Typen kann man offen reden.

00:26:26: Und letztlich, der bringt mir Vertrauen entgegen,

00:26:29: weil er sagt mir Sachen, die ich bis heute nie jemand erzählt habe

00:26:32: oder schon gar nicht geschrieben habe.

00:26:34: So, jetzt muss ich ihm noch weiter erzählen,

00:26:37: weil zur Wahrheit gehört er es eben auch dazu,

00:26:40: auch peinlich vielleicht für mich,

00:26:42: dass ich dann, wenn ich wieder über Titel über gehe,

00:26:45: hat Schröder, muss das.

00:26:47: Ich habe mir das wirklich zweimal überlegt, was ich da schreibe.

00:26:50: Ah, ja, aber das ist, also ihr seid keine Gutfreunde geworden.

00:26:55: Nein, nein, nein.

00:26:57: Nein, natürlich, der war distanz, nein, und er hat sich dann drüber aufgerichtet,

00:27:01: aber wahrscheinlich schmunzelt, was ich dann alles letztlich über ihn geschrieben habe.

00:27:04: Er kann zwar wurde, weil ich so viel über ihm wusste,

00:27:07: aus einem Umfeld, weil ich seinen Umfeld ziemlich gut kannte.

00:27:10: Aber das war schon interessant.

00:27:14: Möglicherweise ist aber auch, versuche ich mich jetzt zu rechtfertigen,

00:27:17: mein Schreiben dann besser geworden,

00:27:19: weil ich da nur noch so geschrieben habe,

00:27:21: dass ich ihm auch wirklich wieder in die Augen sägen kann.

00:27:23: Als junger Journalist habe ich schon auch viel Scheißer geschrieben.

00:27:27: Ich habe auch meine Macht missbraucht, als Schreiber

00:27:30: und meine eigene Meinung so reingebracht.

00:27:33: Und das war eben auch nicht gut.

00:27:35: Und ich vertrete eben Respekt.

00:27:38: Und ich möchte, dass wir alle, wir sollten auch alle so schreiben,

00:27:41: dass wir den Leuten über die wir schreiben,

00:27:43: wirklich ins Auge gucken können nachher.

00:27:45: Und das habe ich dann zumindestens gemacht.

00:27:47: Und das hat funktioniert.

00:27:49: Ich glaube, ich war schon ein sehr kritischer Journalist,

00:27:51: aber das hat bei ihm hat das dann eben funktioniert.

00:27:54: Weil ich war nie beleidigend oder unfair oder so, irgendwas.

00:27:57: Ich glaube, jedenfalls nicht.

00:27:59: Wann hast du Ihnen das letzte Mal getroffen?

00:28:02: Ja, das letzte Mal war glaube ich das,

00:28:04: zumindest das vorletzte Mal werde ich meinen Leben lang nicht vergessen.

00:28:08: Weil dann war ich Pressesprecher vom Deutschen Gewerkschaftsbund.

00:28:11: Ich war da gerade ein paar Tage da.

00:28:13: Das war der 1. Mai, der DGB-Vorsitz, nämlich Herr Sommer.

00:28:16: Und Schroeder haben sich getroffen mit den engsten Leuten.

00:28:19: Doris Köpf war auch da, die Frau vom Bundeskanzler.

00:28:22: Ja, die Vorfrau.

00:28:24: Ja.

00:28:25: Und Schroeder sah mich über den Raum weg,

00:28:27: in einem Raum, wo nur Funktionäre sein konnten,

00:28:29: und der engere Zirkel.

00:28:30: Und er kannte mich ja als Journalist.

00:28:32: Und er ist über den ganzen Saal Franz.

00:28:34: Bist du jetzt etwa hier hauptamtlich hier?

00:28:38: Ja.

00:28:39: Und ich nix so beschämt.

00:28:41: Geht so im Hin, wir schütteln uns die Hand.

00:28:43: Und er sagt zu mir, naja, Franz, naja.

00:28:48: Ich krieg jetzt schon Schäuren und Rücken runter.

00:28:50: Ich weiß nicht, ob das meine vier Jahre beim Deutschen Gewerkschaftsbund geprägt hat,

00:28:53: aber das habe ich nie aus den Klamotten gekriegt bis heute nicht.

00:28:56: Das der Bundeskanzler, damals war er nämlich schon Bundeskanzler,

00:28:58: dann das der Bundeskanzler der Meinung ist,

00:29:02: dass ich als Pressesprecher am Grunde zu schade bin.

00:29:05: Das war es ja wahrscheinlich.

00:29:07: Und das traf genau meine Gemütslage,

00:29:09: weil ich war so stolz, als Journalist eben wirklich scheinbar objektiv zu schreiben,

00:29:15: jedenfalls drum zu ringen.

00:29:17: Das habe ich damals gar nicht unbedingt gemacht.

00:29:19: Aber eigentlich war das immer mein Ideal als Journalist,

00:29:23: eben objektiv zu sein, eben nicht hismas das Wäust zu sein,

00:29:26: also einfach der Stimme des Herrn zu geheuchen,

00:29:28: sondern unabhängig und frei zu recherchieren.

00:29:31: Und als Pressesprecher war ich das eben nicht mehr.

00:29:33: Da war ich eben Diener eines Herrn.

00:29:35: Und die haben von mir erwartet,

00:29:37: im Grunde, dass ich das runterbeete, was die glauben.

00:29:39: Das Richtige ist dann nicht so.

00:29:41: Und das hat Schröder offenbar der Kanzler halt irgendwie bei mir gut erkannt.

00:29:45: Wie passt das eigentlich zu dem?

00:29:47: Und er hat gesagt, das passt nicht.

00:29:49: Und dass er das so schnell und so entsetzt, kund getan hat,

00:29:52: das war, das beschäftige ich mir natürlich bis heute.

00:29:55: Und daher kommt natürlich wahrscheinlich auch meine Zuneigung zu ihm.

00:29:58: Und deswegen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

00:30:01: du nimmst mich vielleicht gar nicht ernst nehmen,

00:30:03: weil ich keinen objektiven Blick auf die Sache habe.

00:30:06: Ein bisschen befragen.

00:30:07: Ein Typ einfach Mark.

00:30:08: Ich mag ihn einfach, diesen Sack.

00:30:10: Mögen oder nicht mögen ist ja eine Kategorie.

00:30:14: Die Frage ist ja, kann man sich daraus loslösen,

00:30:17: nebenanstellen und sagen, ich kann einen Umfang drüber berichten.

00:30:20: Das war ja auch schon vorhin deinem Punkt.

00:30:22: Was jetzt die Person, Gerhard Schröder, also wir nehmen ihn ja

00:30:26: und das nochmal zum geholten Mal.

00:30:29: Ja, sozusagen als Beispiel um zu sagen, ist diese Kennstekultur.

00:30:32: Also man sagt, der ist nicht mehr,

00:30:34: dass eine Person er noch ein Grater ist,

00:30:37: zumindest so in der Wahrnehmung definiert worden.

00:30:40: Und den lad ich jetzt nicht mehr ein.

00:30:43: Ja, das finde ich eben, wie gesagt, eigentlich haben wir es ja schon.

00:30:47: Das ist eben das, was ich ablehne.

00:30:50: Und wo ich zumindest, also was ich, der hängt ja zum Beispiel nicht,

00:30:54: weil ich glaube bei der SPD hängt sein Porträt nicht als ehemaliger Vorsitzender da.

00:30:59: Die ganzen Vorsitzende sind da irgendwie abgebildet und ehrlich.

00:31:04: Das ist auch wieder so eine Sache.

00:31:06: Ich denke, er war doch so, die hängen alle Vorsitzende auf.

00:31:10: Und dann hängt man da jemanden ab, der einem gerade passt.

00:31:14: Also was ist das denn?

00:31:16: Und ja, das sind einfach so Sachen.

00:31:20: Schade ist nur, dass er durch sein, also ich sage mal so,

00:31:25: er hat ja seine Situation auch irgendwie selbst gelenkt

00:31:29: oder zu verschulden.

00:31:31: Also ich sage nochmal, also Selbstgefälligkeit kommt schon rüber.

00:31:33: Ich bin ja eher unbefangen.

00:31:35: Ich kenne den Herrn nicht, sondern nur von dem, was ich über ihn lese und sehe

00:31:40: und noch erinnere aus meiner Vergangenheit.

00:31:44: Und er hätte ja eigentlich sehr viel zu erzählen.

00:31:48: So elderly statesmen, also ehrlich gesagt, ich höre den immer gern zu

00:31:54: und Memoanen und so weiter, weil man ja mal jemand wie ich,

00:31:59: anders als du, kann ja nie hinter die Vorhänge blicken.

00:32:02: Der sitzt ja nicht neben dem Herrn Schröder im Flieger

00:32:06: und kann ihn mal auf den Oberschenkel klopfen.

00:32:09: Weil man sich einfach gerade gut versteht und eine Wellenlänge hat.

00:32:13: Und es hilft ja aber auch, um zu sagen, dass es gerade,

00:32:17: wenn es um knifflige, das ist ja jetzt Weltbühne,

00:32:22: was den Schröder betrifft, dass man so jemanden auch nicht dann

00:32:27: aktiver nutzen kann, um zu sagen, erzählen mal oder hinzunehmen.

00:32:33: Ich weiß nicht, wie viele bei ihm wirklich anrufen und sagen,

00:32:36: was würdest du in unserer Stelle machen, die wir noch aktiv sind.

00:32:40: Genauso geht es ja, wenn du es auf die Privatebene unterprichst,

00:32:44: dass du sagst, es hat so viel erlebt.

00:32:48: Eigentlich kann eine junge Generation davon nur lernen,

00:32:51: um dann ihre eigenen Meinungen, Aussagen und so, wie sie vorgehen wollen,

00:32:56: dann daraus ableiten und nicht so aus dem Luftleeren Raum.

00:33:00: Also das finde ich, was ich menschlich und in dem Fall auch politisch

00:33:04: sehr schade finde.

00:33:06: Ansonsten scheint er ja seine Lebenszeit zu genießen, macht er zumindest

00:33:11: in dieser Dokumentation den Eindruck.

00:33:15: Ich muss ja auch machen, ob das jetzt wirklich stimmt.

00:33:17: Aber ich finde dann die Idee, die finde ich sehr gut.

00:33:20: Aber das ist was, was mich eh beschäftigt, dass man diese ganzen

00:33:23: politiker Biografien, die bringen einem nichts, weil die eben alle

00:33:26: nicht ehrlich sind und weil die zu viel zurückhalten.

00:33:29: Aus welchen Gründen auch immer, also aus Rücksichtsnahme eben.

00:33:33: Es gibt einen, ich weiß nicht, den kennen junge Leute,

00:33:37: selbst ältere kennen ihn wahrscheinlich auch nicht, der heißt Matthias Machnig,

00:33:40: der ist im Thüringen, war Minister, der war für...

00:33:43: Der ist auch SPD, ne?

00:33:45: Der war für Oskar Lafontaine, war Büroleiter, glaube ich,

00:33:48: da habe ich ihn damals in Bonn, damals war Bundeshauptstadt,

00:33:50: da habe ich ihn dann in England.

00:33:52: So, der hat mir immer ziemlich gut informiert.

00:33:55: So, der hat dann in Thüringen so einen Skandal, ich weiß es aber nicht genau,

00:33:58: ich glaube, der war auch in Wirklichkeit dann gar nichts dran.

00:34:01: Jedenfalls haben sich viele Leute von ihm abgewendet,

00:34:03: das selbe Prinzip hier von Schröder, die Leute haben sich von ihm

00:34:06: abgewendet, weil er war, ja, keine Ahnung, vielleicht hat er was verbrochen.

00:34:10: So, dann habe ich ihn, war eine SPD-Feier, habe ich ihn nachts um 3,

00:34:13: da saß er so mehr oder weniger am Ausgang, das war Open Air.

00:34:16: Und ich setze mich dann so neben ihn.

00:34:19: Und dann kamen die ganzen SPD-Granten, alle gingen dann auch irgendwie nach Hause,

00:34:23: gingen alle an ihm vorbei und kamen dann auch zu ihm,

00:34:26: um ihm irgendwie was Freundliches zu sagen, weil die Affäre war mittlerweile ausgestanden.

00:34:30: Und er war wieder so einigermaßen rehabilitiert.

00:34:32: Und er hat die alle so ablitzen lassen.

00:34:34: Ja, jetzt kommt es angeschissen, ne? Jetzt plötzlich.

00:34:36: So, das ist der Art, ne?

00:34:38: Ja.

00:34:39: Und dann habe ich ihm zum ersten Mal gesagt, ja, hallo Matthias,

00:34:42: wenn du zuhörst, wird er nicht, Mensch, verdammt nochmal,

00:34:45: lass uns mal ein Buch schreiben, ich schreibe ein Buch über dich,

00:34:47: aber nur, wenn es wirklich mal ehrlich ist.

00:34:49: Und zwar genauso, mit der Geschichte fange ich das Buch an.

00:34:51: Und dann wird es endlich mal ein ehrliches Buch,

00:34:54: was wirklich mal enthüllt, wie die politischen,

00:34:56: wie die politischen Mechanismen wirklich sind, ja,

00:34:58: und wie das eigentlich wirklich läuft.

00:35:00: Und was das für Menschen sind und wie die so werden,

00:35:02: so geworden sind, wie sie sind und umgekehrt, na so was alles.

00:35:06: Aber ich habe ihm zweimal gesagt, ich habe Leute auf ihn angesetzt,

00:35:09: ich habe seitdem nichts mehr gehört, irgendwie geht das nicht.

00:35:12: Das Politiker, ehrliche Biografien schreiben,

00:35:15: was ich noch keine gelesen habe, ich kenne keine.

00:35:17: Also ich kenne eine, deswegen hatte ich es erwähnt,

00:35:20: die mich sehr beeindruckt hat, schon vor Jahren über Madame Albright,

00:35:25: die ehemalige US-Außenministerin, die hat eben damals auch,

00:35:32: wie kam es zu Friedensgesprächen, ne, damals auch leider heute wieder

00:35:39: Israel und mit dem PLO Arafat, hat da auch gezeigt,

00:35:44: wie die sich da mit dem Clinton getroffen haben,

00:35:47: das war nur ein Beispiel und darum geht es ja, na, zu sagen,

00:35:52: also das eine ist, was ist das Bild nach außen,

00:35:55: und das andere ist, wie kann man selbst in der Position

00:36:00: und Situation, in der man ist, egal ob es jetzt Familie ist

00:36:03: oder in dem Fall, da sind wir ja auf der politischen Bühne,

00:36:05: aber es ist nichts anderes zu sagen, wie kann ich eigentlich jemanden,

00:36:09: den wie du auch sagst, gut finde, na?

00:36:12: Wie bleibt der zugänglich, wie kann ich da Erfahrungen abholen,

00:36:18: von denen ich weiß, dass sie mich weiter bringen würden.

00:36:21: Schwieriger wird es natürlich, wenn du sagst, ich will es von jemandem

00:36:25: abholen, den ich eigentlich unter aller Kanone finde, na?

00:36:28: Wo ich so menschlich vom Gespür einfach bin ich dann professionell genug

00:36:34: oder genug getrieben zu sagen, ich kann daraus aber lernen

00:36:39: und dann meine eigenen Schlüsse und Erfahrungen ziehen.

00:36:44: Ich finde das sehr schade, dass durch dieses Känzeln

00:36:48: und das ist eine Person an Ongrater, wer immer das definiert,

00:36:52: ist ja mehr so ein, ja, Gespür, was man bekommt,

00:36:57: wenn man drauf guckt oder eine Sache verfolgt.

00:37:00: Also wie kriegen wir das wieder ein bisschen weg aus unserer Gesellschaft?

00:37:05: Ja, das weiß ich jetzt noch nicht, aber das ist, jedenfalls ist das

00:37:07: ein echt guter Punkt, da fällt mir von, das ist ein der Rüttgers,

00:37:13: der war Parteivorsitzender in Nordrhein-Westfalen für die CDU, Norbert Rüttgens.

00:37:18: Parteierwins, sonst kriegen wir ja das Gefühl, das ist nur bei der SPD zu...

00:37:23: Ja, ich weiß, ich habe für die SPD Nummer 4 gearbeitet, da habe ich

00:37:27: und als Journalist habe ich eben auch viel über die SPD berichtet.

00:37:31: Aber in Nordrhein-Westfalen, genau, da habe ich mich um die CDU gekümmert

00:37:36: und da war der Rüttgers Ministerpräsident.

00:37:41: Der hatte damals diesen Spruch gesagt, wir brauchen mehr Kinder statt Inder.

00:37:46: Also statt Computerspezialisten müssen wir Deutschen mehr Kinder kriegen und so weiter.

00:37:51: Und mit diesem Satz war natürlich bei den meisten Leuten war ich im Unterverschiss

00:37:57: und das ist auch was, du musst einspruchen, du bist bei den Leuten durch

00:38:00: und bis für alle Zeiten bist du gebrannt, Markt und so weiter.

00:38:03: Jetzt habe ich, ich war damals, ich bin dann wenig später von der Süddeutschen gegangen,

00:38:07: ich war dann bei der Tats jedenfalls

00:38:11: und habe die Tats Nordrhein-Westfalen gegründet.

00:38:14: Das war ein ganz kleines Blättchen, wir hatten im Grunde keine Reichweite und nix.

00:38:18: So, und er war mit mir gesprochen, obwohl ich nur die kleine Tats war.

00:38:22: So, und jetzt habe ich ein Interview mit ihm gemacht und dieses Interview,

00:38:26: das wurde landauf, landab, das zitiert, weil er mir total spannende Sachen gesagt hat.

00:38:30: Ich hatte ihn aber nicht mehr darauf angesprochen, ein halbes Jahr nach seinem Kinderstadt Inderspruch,

00:38:35: auf diesen Kinderstadt Inderspruch, fand ich rechtzeitig, weil ich war ja ausdiskutiert.

00:38:39: Und jetzt habe ich in meiner eigenen Redaktion, habe ich Ärger gekriegt,

00:38:42: da ist mich jemand wirklich angegangen, weil ich diese Frage nicht gestellt habe,

00:38:46: wie das denn sein könnte, dass er das mal gesagt hat.

00:38:49: So, aber wenn ich damit angefangen hätte, dieses Gespräch, dann hätte ich wahrscheinlich all das,

00:38:54: was ich dann von ihm erfahren habe, was dann selbst die konservativen Medien gebracht haben.

00:38:59: Schließen sich die Tore, ne?

00:39:01: Ja, genau, hätte ich einfach nichts erfahren.

00:39:03: Und das ist dann eben, empfinde ich dann als unprofessionell.

00:39:06: Und das ist dieses typische, diese Bekennungsjournalismus und diese Bekennerhaltung

00:39:12: und dieses Moralisieren und andere Leute schlecht machen und erledigen.

00:39:18: Und genau, jetzt haben wir einen Begriff dafür, Känzelkultur.

00:39:22: Also, Gronemann hat eben auch versucht, bestimmte Kreise haben versucht, den Ruttgas zu känzeln

00:39:26: und irgendwie selbst Beckenbauer wurde gekänzelt.

00:39:30: Boah, das hat mir besonders weh.

00:39:33: Und jetzt werden Leute gekänzelt, die irgendwie Rasterlocken haben, ne?

00:39:39: Weil das ist dann, hat man sich dann die jamaikanische Kultur, eigt man sich da an.

00:39:45: Die werden gekänzelt und Leute, die der Meinung sind, Wissenschaftler, die der Meinung sind,

00:39:49: es gibt nur zwei Geschlechter, Geschlechter werden gekänzelt

00:39:52: und das auch noch an Universitäten, an Städten, wo freies Denken und freie Meinungen zum Ausdruck kommen sollten.

00:39:59: Da werden diese Leute niedergebot werden, dürfen ihre Meinungen nicht sagen,

00:40:04: die wissenschaftlich zum Teil fundiert ist, oder die fundiert ist, ja.

00:40:07: Es ist unfassbar, was sich manche Leute da wirklich rausnehmen

00:40:11: und wie wir unsere Blickwinkel verengen dadurch, ja.

00:40:14: Und eben statt, wie du sagst, eben zu profitieren von den Erfahrungen, die andere machen

00:40:19: und wieso können wir nicht einfach mal verdammt noch mal zuhören, ja.

00:40:22: Diese scheiß Rechthaberei, ja.

00:40:24: Also das will ich auch noch mal ausdrücken, ich sage über allem, was ich sage.

00:40:27: Das ist wenigstens, viele regen sich über das auch, was ich sage,

00:40:30: aber ich kann zumindest immer sagen, der meine Güte für eine andere Meinung ist,

00:40:33: ich beharne nicht auf meine Meinung, das ist für dich kurz.

00:40:36: Ja.

00:40:37: Oder kann Gerl in unserem Podcast kommen und wir können darüber diskutieren.

00:40:42: Das natürlich auch.

00:40:44: Aber das ist so, also man bleibt dann entweder dumm oder wird dumm.

00:40:49: Aber ich finde, du hast schon einen guten Punkt gesagt, wo wir zu unserem konkreten

00:40:57: für jeden zu Hause, wie es doch geht, Arsch in der Hose zu zeigen.

00:41:02: Den Punkt, den du erwähnt hast zu sagen, naja, wenn ich mit jemandem,

00:41:06: mit dem ich mich wirklich sowohl emotional als auch inhaltlich überhaupt nicht,

00:41:10: aber ich will was von ihm oder ich will eine Brücke bauen,

00:41:13: dann geht das in der Regel nicht darüber, dass ich erst den Vorwurf wiederhole,

00:41:18: der im Raum steht.

00:41:20: Das Beispiel, was du mit Grütkern gesagt hast, naja,

00:41:22: sondern, dass man dann erstmal versucht, zumindest das Entree neutral zu formulieren,

00:41:29: um überhaupt eine Gesprächsbasis wieder zu kriegen.

00:41:32: Einfach Menschen als Menschen zu begegnen, naja, das ist eben einfach...

00:41:35: Aber das hört sich doch einfach an, naja, das ist ja genau das Gerige daran.

00:41:39: Aber nicht durch Ideolog... naja, das ist eben einfach... viele sind einfach so ideologisch unterwegs

00:41:43: und deswegen wäre in der Tat meiner Pei begegnen, einander doch als Menschen, naja.

00:41:48: Und da würde es natürlich schon helfen, wenn man den Menschen natürlich wirklich vor Augen tritt

00:41:53: und mit dem persönlich zu tun hat, statt immer über andere Leute zu reden

00:41:57: und eigentlich auch ohne zu ergründen, wie diese anderen Leuten eigentlich meinen, naja.

00:42:02: Also ich versuche...

00:42:04: Das bis lang verhindern, naja.

00:42:08: Ich versuche immer zu ergründen, wie meinen die Leute das eigentlich wirklich

00:42:11: und wir unterstellen halt den Leuten irgendwie auch was Böses.

00:42:14: Ich glaube, das hat etwas mit Komplexen zu tun, naja.

00:42:16: Es sind eben Leute, die Komplexe haben, die freuen sich dann,

00:42:19: wenn sie sich anderen Leuten überlegen zeigen können, naja.

00:42:22: Also für mich ist das immer ein schlechtes Zeichen.

00:42:25: Auch die Leute, die gewalttätig sind, die tun mir im Grunde leid,

00:42:28: weil die müssen selber in ihrem Leben.

00:42:30: Nach aller Erfahrung, ich war ja Jurist, nach aller Erfahrung haben die eben selber Leid erfahren, naja.

00:42:36: Das im Grunde, wer gewalttätig ist, ist einfach eine arme Schwein.

00:42:39: Leute, die rumrühlen, die beleidigen,

00:42:42: dann sind eigentlich, tun wir irgendwie eher ein bisschen Leid.

00:42:45: Da stimmt ja irgendwas.

00:42:47: Aber vielleicht kann man sich auch daraus so schlimm diese persönlichen Erfahrungen sind.

00:42:51: Vielleicht kann man sich ja doch daraus hervorkämpfen

00:42:54: und nicht gleiches mit gleichen Vergelten und...

00:42:57: Das ist der erste Schritt zu tun, naja.

00:43:00: Und der erste Schritt, ein Gesprächsangebot, dass man nutzen kann

00:43:04: und da bin ich wieder zurück bei meiner Familienfeier, was jeder von sich kennt,

00:43:09: dass man so ein Fest ist manchmal auch gut.

00:43:12: Um zu sagen, Mensch, wir sind hier, um eigentlich zu Feiern zu leben,

00:43:16: ist viel zu kurz, um diese Gelegenheit sich entgehen zu lassen

00:43:20: und es als Anlass nimmt, vielleicht einen versöhnen Moment zu schaffen.

00:43:25: Hat einen Heuchlerischen, naja, du hast es ja mit Speichelleck,

00:43:30: also das eine oder eben wieder diesen Vorwurfsvollen.

00:43:34: Und vielleicht zu gucken, kann ich mal nochmal mit einem weißen Blatt Papier

00:43:38: an den Menschen rangehen, naja, weil oft sind es ja doch familiäre Verbindungen

00:43:43: oder ich denke auch im Unternehmen, so Generationenkonflikte, naja,

00:43:47: Nachfolge, super Mittelständler, der sein Leben lang nur die Firma aufgebaut hat,

00:43:55: jetzt soll die Nachfolgegenerationen kommen, die kommen überhaupt nicht mal über ein.

00:43:59: Da gibt es so viele Mediatoren, die sehr viel Geld damit verdienen,

00:44:03: um irgendwie das hinzukriegen, weil man will ja am Ende dieses Lebenswerk

00:44:07: unternehmen und das auch unternehmen an sich mit seinen Arbeitsplätzen fetten.

00:44:12: Und da geht es ja immer darum, wie kriege ich wieder einen ersten Schritt hin.

00:44:16: Und da ist vielleicht schon so das erste, man stellt sich ein weißes Blatt Papier vor

00:44:21: und denkt, kriege ich das hin, zumindest im Untree, so eine Gesprächsbasis auch zu schaffen.

00:44:27: Ja, und Wertschätzung und Respekt, naja.

00:44:30: Wertschätzung und Respekt.

00:44:32: Und ich finde schon auch, wenn man lange Zeit ein Kroll mit sich rumgetragen hat,

00:44:37: gerade gegenüber Personen, die einem eigentlich mal wichtig waren oder immer noch sind,

00:44:42: ich finde ja so ein bisschen Großmut und Nassicht zu zeigen,

00:44:45: tut einem auch selbst gut, und so in der seltenen Seelenhygiene.

00:44:48: Ja, das passiert ja dann häufig bei Erbstreiterreihen und so weiter, naja,

00:44:52: dass die Leute dann, wenn eine von zwei oder drei in einem Sterbemett liegt,

00:44:57: dann kommen die anderen dann plötzlich dann nochmal an und werfen sich vor,

00:45:00: dass sie vielleicht doch die ganzen Jahrzehnte, da vor oder Jahre, da vor irgendwas falsch gemacht haben.

00:45:04: Ja.

00:45:05: Also auch das ist irgendwie so, da geht es eben nicht um Menschlichkeit, sondern da geht es um Geld.

00:45:10: Ja.

00:45:12: Da kann jeder sich am Rieben reißen, da kann jeder dazu beitragen, dass es besser wird, naja.

00:45:19: Ja, und man fühlt sich einfach auch selbst besser, naja.

00:45:22: Man macht es jetzt endlich auch für sich selbst, gerade wenn es Menschen sind,

00:45:25: die man ja nicht einfach weg negieren kann, sondern die im Umfeld einfach da sind.

00:45:31: Manchmal klappt es auch nicht, manchmal muss man auch sagen, der Mensch tut mir nicht gut, naja,

00:45:35: ich distanziere mich da und versuche es einfach, naja, das gibt es genauso.

00:45:41: Aber bevor man vielleicht diesen Schritt tut, einen Schritt davor.

00:45:45: Ich muss auch immer an meinen Vater denken, der hat sich immer verabschiedet,

00:45:49: mich hat es also immer genervt, auch meine Freunde so, bleib anständig.

00:45:54: Manchmal dachte ich so, was soll denn der, bleib anständig, war natürlich immer so,

00:45:59: wenn es meine Boyfriends waren, also meine Partner dachte immer so,

00:46:03: was will er jetzt damit sagen, weil auch Religionslehrer solle Pfarrer werden.

00:46:07: Meine Güte, so fremdschämend.

00:46:10: Aber je älter er wurde, und dann irgendwann habe ich es verstanden, je älter er wurde,

00:46:14: war er ein Mensch, der mit so einem Alter zunehmend seine eigenen Überzeugung hinterfragen konnte,

00:46:22: der offen und neugierig geblieben ist.

00:46:25: Und das dachte ich, und dann den Satz bleib anständig, dachte ich so, ja,

00:46:30: der hat das immer gelebt, also, und ich habe Jahre gebraucht,

00:46:34: um zu verstehen, was er eigentlich damit sagen wollte.

00:46:38: Das ist ja witzig, mir hat mein erster Chef als Journalist,

00:46:41: da war ich Praktikant bei der westdeutsch-allgemeinen Zeitung in meiner Heimatstadt Mühle,

00:46:44: in meiner Erruhe, und mein erster Chef, Verstegen, hieß der, also den vererre ich auch,

00:46:50: der hat mir gesagt, Herr Franz, als Journalist muss man demütig sein.

00:46:54: Und das Wort demütig verstehen die meisten Leute natürlich falsch.

00:46:56: Ich habe das mal mit meinen Kollegen von mir auch gesagt,

00:46:58: eh ein bisschen der Demut wäre nicht schlecht,

00:47:00: der hat gedacht, er sollte nie gegenüber demütig sein und zu Kreuzgeblieben,

00:47:03: die Leute sind das alle falsch, ne?

00:47:05: Aber demut eben, demut vor dem Job, demut vor anderen Menschen,

00:47:09: demut davor, was man eben auch anrichten kann,

00:47:12: als Journalist, was für eine unfassbare Macht man selbst in jungen Jahren hat,

00:47:16: die man Leute vernichten kann, und demut vor der Aufgabe,

00:47:19: und demut vor den Menschen, ne?

00:47:21: Und das...

00:47:23: ...er Lebensleisten, ja.

00:47:24: Heute haben wir das auch erst später dann so richtig begriffen,

00:47:26: was das eigentlich bedeutet, ne?

00:47:28: Ja, also Markus, es lässt sich zusammenfassen,

00:47:32: ich glaube, du stimmst mir vielleicht überein.

00:47:35: In allerdeh...

00:47:37: ...würden wir Herrn Gerhard Schröter ganz herzlich zu seinem 80. Geburtstag gratulieren.

00:47:43: Ja, lieber Gerhard, genau, ich grüße dich und gratuliere dir ganz herzlich zum 80. Geburtstag.

00:47:49: Ne? Und auf jeden Fall war immer ein Mensch, der viel Arsch in der Hose gezeigt hat.

00:47:54: Absolut.

00:47:55: Und deswegen ein sehr schönes Gespräch heute mit dir,

00:47:59: weil ich endlich mal mehr von dir einen, ja, hinter den Vorhängengesprächen

00:48:05: aus deiner Spannung...

00:48:08: ...es anhaben.

00:48:09: Vielen Dank dafür.

00:48:10: Ja, ich danke dir.

00:48:12: Tschüss.

00:48:13: Tschüss.

00:48:14: Wir sehen uns dann wieder im nächsten Video.

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